MyLife! - so heißt das neue Projekt der AWO Heilbronn zum Thema Schulabsentismus Derzeit verlassen laut Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend jährlich ca. 10% der Schulabgängerinnen und Schulabgänger eines Jahrgangs die Schule ohne Abschluss. Der Grund hierfür ist häufig Schulabsentismus in all seinen Formen und Ausprägungen.
Schulabsentismus - was ist das? Dieser Begriff umreißt als Fachbegriff alle Verhaltensmuster, bei denen Schüler*innen ohne Berechtigung der Schule fernbleiben. Dabei verletzen sie nicht nur die Schulpflicht und begehen so eine Ordnungswidrigkeit, sondern blockieren i. d. R. auch den eigenen Lernfortschritt und begrenzen ihre Zukunftschancen. »Wir wollten ein Projekt schaffen, das Kindern und Jugendlichen, die große Probleme mit dem Schulbesuch haben, eine Möglichkeit verschafft, losgelöst vom System Schule über Ihre Zukunft nachzudenken. Ziel ist es, dass die Jugendlichen ab Klasse 7 dann aus eigener Motivation einen Weg für sich finden, ihre Zukunftsplanung anzugehen und das Thema Schulbesuch unter der Perspektive betrachten zu können«, erklärt Melanie Stauner, Koordinatorin von »MyLife!«.
Stratos Goutsidis, Geschäftsführer der AWO Heilbronn weiß: »Laut der Arbeitsagentur Heilbronn stiegen die Zahlen der Arbeitslosen unter 25 Jahren im Jahr 2021 weiter an. 9,8% der Arbeitslosen und sogar 13,6 % der Langzeitarbeitslosen können keinen Schulabschluss vorweisen. Dies macht erneut deutlich, wie wichtig es für die Zukunft der jungen Menschen ist, wenn es uns gelingt, sie rechtzeitig aufzufangen und ihnen einen Rahmen zu geben durch den sie ihre Schullaufbahn positiv weiterführen können.«
Das Projekt »MyLife!« gliedert sich in drei Phasen:
1. Phase: Ankommen, Kennenlernen und Beziehungen aufbauen
2. Phase: Persönliche Weiterentwicklung und das Erarbeiten einer Zukunftsperspektive
3. Phase: Zukunftsperspektive umsetzen und Verabschiedung
Über eine Laufzeit von ca. 12 Monaten pro jungem Menschen sollen über den gesamten Zeitraum des Projekts ca. 25 junge Menschen mit aktiven und passiven schulabsenten Verhaltensweisen unterstützt werden, sich in das System »Schule« wiedereinzufinden. Nicht unbedingt zwangsläufig in der bisher besuchten Schule. Jeder junge Mensch wird als Individuum wahr- und ernst genommen. Dies bedeutet, dass die jeweils beste Lösung gemeinsam erarbeitet und gefunden wird. Um dies zu ermöglichen, können auch die Längen der einzelnen Phasen an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden. »Das Projekt ist selbstverständlich für alle Interessierten kostenfrei und kann durch Kontaktaufnahme über Schulamt, Schule, Institutionen, Sozialarbeiter*innen, Eltern oder theoretisch auch direkt über die Jugendlichen laufen«, so Melanie Stauner. »Eine Fachstelle des Schulamtes entscheidet dann in letzter Konsequenz, ob der Jugendliche im Projekt aufgenommen werden kann.« Die AWO Heilbronn erwarte einen stark frequentierten Start, nachdem nun die Schulen wieder im Präsenzbetrieb sind. »Denn manchmal braucht man auch eine zweite Chance im Leben, weil man bei der ersten noch nicht so weit war.«