Bülent Ceylan lässt noch ein letztes Mal Lachen. Beim großen »Open-hAir-Special« im Erlebnispark Tripsdrill spielt der »Monnemer-Bub« am 31. August das Finale seiner Tour. Vor dem großen Tour-Finale hat Bülent Ceylan im Gespräch mit Laura Scholl verraten, wofür er wirklich brennt und was die Zukunft noch so alles bringt.
Auf was dürfen sich deine Fans beim »Open-hAir« besonders freuen?
Besonders ist, dass es nicht nur Open Air, sondern auch »open hair« ist. Die Location im Freizeitpark ermöglicht ein ganz besonderes Erlebnis. Mit den Kombikarten kann man sich erst in Tripsdrill vergnügen und im Anschluss dann noch meine Show besuchen. Vor allem für Familien bietet sich das super an. Das Schöne ist, dass das Tourfinale hier stattfindet. Ich kann meine Show deshalb sehr frei gestalten und auch den ein oder anderen Gag aus meinem nächsten Programm »Luschtobjekt« ausprobieren. Ich freue mich auf jeden Fall sehr und könnte mir auch vorstellen, das öfter so zu machen.
Was gefällt Dir und deiner Familie an Tripsdrill besonders gut?
An Tripsdrill gefällt mir, dass hier eine sehr familiäre Atmosphäre herrscht und man im Gegensatz zu anderen Parks nicht ewig anstehen muss und wirklich was erleben kann. Meinen Kindern gefällt die Mühlbachfahrt am besten, das ist wie eine kleine Wasserachterbahn.
Wie häufig wirst du von Fans erkannt, sprechen Sie dich auch mal an?
Wenn ich in meinem normalen Outfit rumlaufe, werde ich oft erkannt und angesprochen. Die langen Haare haben sich zu meinem Markenzeichen entwickelt und fallen noch mehr auf, weil sehr wenige Männer das so tragen. Manchmal verstecke ich meine Haare in einer Mütze, mein Gesicht erkennen aber trotzdem viele. Natürlich freue ich mich, wenn ich erkannt werde, denn ohne die Fans wäre ich jetzt nicht da, wo ich bin. Und für diese Unterstützung bin ich sehr dankbar.
Bist du eigentlich immer lustig oder gibt es dich auch in ernst?
Meine Kinder kennen meine Figuren (»Mompfred« etc.) und lachen auch, wenn ich sie nachmache oder Witze erzähle. Zu Hause bin ich nicht so wie auf der Bühne, da bin ich meistens zurückhaltender. Das muss man unterscheiden. Ich bin zwar ich, aber auf der Bühne spielt man auch gewissermaßen eine Rolle. Ich kann sogar sehr ernst sein. Wenn man Philosophie studiert hat, geht man sogar in die tiefe Materie...
Wie erlebst du aktuell das Comedy-Business?
Ich liebe meinen Job und bin gerade auch sehr zufrieden mit meinem Leben. Ich habe abgenommen und fühle mich nun fitter. Aber die Medienwelt kann auch ein Haifischbecken sein: Du begegnest oft Neid und Eifersucht und musst lernen, dich davor zu schützen, denn diese negative Energie kann dich belasten. Jeder kennt es, wenn dir jemand was Falsches sagt und du merkst, dass etwas nicht stimmt und du dich nicht wohl fühlst. Menschen, die so negativ sind, sind oft mit sich selbst sehr unzufrieden, weshalb ich darauf am besten gar nicht eingehe und die negativen Energien somit nicht an mich ranlasse.
Was hat sich im Laufe deiner Karriere alles verändert?
Gerade wenn man das jüngere Publikum anschaut, merkt man, wie alt man geworden ist. Das muss man sich mal vorstellen: Ich war schon auf der Bühne, als die noch gar nicht geboren waren. Man fühlt sich aber gar nicht so alt, wenn man sie anschaut und man sich denkt, man sei nur ein paar Jahre älter. Wie hast du den Durchbruch geschafft? Das war ein langwieriger Prozess, in den ich reingewachsen bin. Es war nicht so, dass ich auf einmal bekannt war. Ich habe fast zehn Jahre gebraucht und in immer größeren Hallen gespielt. Man gewöhnt sich an die größeren Hallen aber ich sehe es immer noch als etwas Besonderes und fühle mich geehrt. Vor allem, wenn die jüngere Generation mit anderem Humor auch sagt »den Bülent kenne ich und finde ich gut«.
Spielst du lieber live oder im Fernsehen?
Das Publikum sagt mir immer, dass meine Show ihnen live viel besser gefällt, als im Fernsehen. Im Fernsehen ziehe ich eher was aus der »Konserve«, aber wenn ich live spiele, merken die Zuschauer »der kann doch a bissle was«. Erst wenn man eine gute Live- Show machen kann, ist man wirklich Komiker. Es gab Berichte über eine Sitcom mit dir in der Hauptrolle, wie sehen die Pläne dazu aus? Würde dich künftig die Arbeit als Schauspieler reizen? Weil noch nicht alles vom Konzept her gepasst hat, hat sich die Sitcom auf nächstes Jahr verschoben. Es gibt noch andere Projekte fürs Fernsehen, die gerade laufen. Die bleiben aber erstmal geheim. Aber die Arbeit als Schauspieler finde ich sehr interessant, das möchte ich unbedingt angehen und freue mich schon auf die Sitcom.
Wer ist dein großes Vorbild in der Comedy-Szene?
Otto Waalkes ist eines meiner Vorbilder. Alle lieben ihn und er bewegt die Leute mit seiner menschlichen Art. Er hat ein sehr breit gefächertes Publikum und macht Comedy von Herzen. Mittlerweile bin auch ich sehr stolz, ein so tolles Publikum zu haben. Von kleinen Kindern bis zu alten Damen - viele können sich an meiner Comedy erfreuen. Erst »Haardrock«, jetzt »Open hAIR« – wie kam es dazu, dass deine Haare zum Markenzeichen wurden? Seit ich 16 bin, trage ich die Haare so. Damals war es zum Headbangen zur Rockmusik. Ganz unbedacht ist es dann zu meinem Markenzeichen geworden und jetzt gehört es zu mir. Zum Glück sind meine Haare noch dick und fest, was hoffentlich noch eine Weile so bleibt. Das hat eher weniger mit meinem Image zu tun, ich sag immer »das bin ich«! Ich fühle mich so am wohlsten.
In deinen Programmen redest du über deine türkischen Wurzeln: Hast du viel mit Vorurteilen und Diskriminierung zu kämpfen?
Mit Vorurteilen habe ich weniger Probleme. In letzter Zeit hatte ich eher Probleme damit, dass ich ein paar Erdogan-Witze gemacht habe, zu denen der ein oder andere Türke sich geäußert hat. Ganz am Anfang meiner Karriere habe ich meine Wurzeln mehr thematisiert. Zum Beispiel mit meiner Figur »Hasan«: die Geschichte, die er erzählt, könnte auch ein »Harald« erzählen. Es geht eher um den Macho-Typ, der im Endeffekt dann doch ein Loser ist. Ich stelle in meinen Shows Vorurteile dar, um sie im gleichen Zug wieder zu brechen. Meine Botschaft damit ist, dass sich die Leute alle nicht zu ernst nehmen sollen.
Comedy mal bei Seite: Welche Werte möchtest du deinen Fans vermitteln und für was brennst Du?
Ich brenne für Fairness, Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und politisch gesehen, dass wir nicht zu weit nach rechts rücken. Ich finde, da ist vor allem auch die jüngere Generation gefragt, die jetzt wählen darf. Wenn mehr Leute die AfD wählen, ist das nicht nur schlecht für mich. Gerade für Leute mit Migrationshintergrund ist es noch mal eine andere Geschichte, selbst wenn sie hier geboren sind. Klar gibt es »solche und solche« Menschen, aber jeder kennt doch jemanden mit Migrationshintergrund, wenn man nicht sogar selbst einen hat, bei dem man sagt »der oder die ist in Ordnung«. Allein deswegen sollte man eine Partei wählen, die nicht rechtspopulistisch ist. Natürlich gibt es auch Negativbeispiele aber deshalb rechts zu wählen ist nicht die Lösung. Man muss auch die »Guten« beachten, weil es sie genauso trifft. Wichtig ist es auf jeden Fall, dass jeder wählen geht. Je mehr Stimmen es für andere Parteien gibt, desto geringer ist der Prozentsatz, den die Rechten erreichen. Problematisch finde ich, dass viele zu faul sind oder nicht wissen, wen sie wählen sollen. Da ist mein Rat: lieber das geringere Übel als gar nichts! Beeindruckend finde ich, dass, wenn es nach der jungen Generation (bis 25; vgl. Europawahl 2019) gehen würde, jetzt die Grünen regieren würden. Und das ist sehr positiv! Als ich jünger war sind viele nicht mehr wählen gegangen. Ich habe das Gefühl, es tut sich wieder was, weil die Jungen merken, dass mit der Umwelt was nicht stimmt. Sei es Trump, der den Klimawandel verleugnet oder die andauernde Umweltverschmutzung. Vielleicht wird manches auch ein bisschen übertrieben aber ich finde es gut, dass sie sich dafür einsetzen. Wichtig ist es mir auch, von meinem Erfolg etwas abzugeben und meine Dankbarkeit zu zeigen. Ich bin Lesebotschafter bei der Stiftung Lesen und möchte damit helfen und mich für Chancengleichheit einsetzen. Lesen hilft, Andere zu verstehen und offen für Neues zu sein.
Hast du noch eine Botschaft an die Fans?
Die eine oder andere Botschaft aus dem Interview wird vielleicht auch in meinem Tourfinale wieder aufgegriffen. Dennoch möchte ich in meinen Shows nicht allzu politisch werden, sondern eher die Leute auf andere Gedanken bringen. Es wird hauptsächlich eine Show sein, in der die Leute lachen und begeistert nach Hause gehen sollen. Ich möchte, dass sie auf einen schönen Tag zurückblicken können, »von der Achterbahn zum Türk«. Einen besonderen Schwabentipp habe ich noch: mit dem Kombi-Ticket kann man Geld sparen!