Die Maske, das ist nicht nur ein Film aus dem Jahr 1994 mit Jim Carrey, der den liebenswerten Loser Stanley Ipkiss verkörpert und nach dem Aufsetzen einer alten Holzmaske, wie der Untertitel verrät, von einer Null zum Helden wird. Wobei das Wort Held für den supervorlauten, grün anlaufenden Maskenmann vielleicht etwas weit hergeholt ist. Klingt auch im Jahr 2020 nicht ganz so fehl am Platz, oder?
Wer kennt sie nicht, die Maskenträger, die sich unmittelbar nach dem Aufsetzen in eine etwas weniger muskulöse Version des Hulks oder von John Rambo höchstpersönlich verwandeln und so langweilige Gepflogenheiten, wie eine vernünftige Distanz, herzlich vermissen lassen? Es sind genau diese Menschen, die einem beim Griff in die Fleischtheke im Supermarkt so sehr auf die Pelle rücken, dass sie einem diese von der gerade ausgewählten Wurst ziehen könnten. Aber natürlich gibt es auch noch die Kehrseite dieser Verwandlung. Die armen Masken-Zombies, die nach dem Aufsetzen von Mama Merkels Maulkorb ihren freien Willen und die Fähigkeit zu sprechen auf einen Schlag verlieren, nur um sich als Akteur auf der falschen Seite eines postapokalyptischen Weltkriegsdramas wieder zu finden. Jedenfalls solange sie quer genug dafür denken.
Natürlich ist diese Art von Maskenmanie nichts Neues. Was waren das noch für schöne, Corona-freie Zeiten, als man sich zu Halloween nur über maskierte Horrorclowns anstelle von politischen Schreckgespenstern sorgen musste.
Es ist erstaunlich, welche überragende Wirkung diese kleinen Stoff-Fetzen doch auf die menschliche Psyche haben und wie sehr sie zu dem Symbol des Seuchenjahres 2020 geworden sind. Denn schließlich gilt das Maskentragen als das wunderbare Präventionsmittel gegen alle Corona-Sorgen, egal ob es sich dabei um eine vollfiltrierende FFP2-Schutzmaske oder den haushaltsüblichen Schal handelt. Ein kleiner Schutz für den eigenen Atemweg – und schon ist das gesamte Virus ausgestochen.
Fragt sich nur, warum das bisher noch nicht so funktioniert hat. Mit einigem Abstand betrachtet ist es vielleicht gar nicht so einfach, denn es ist doch genau dieser Abstand, der uns allen die Probleme bereitet. Der Balance-Akt in dieser Krisenzeit, die richtige Distanz zwischen vernünftiger sozialer Interaktion, kleptomanischer Toilettenpapiergrabscherei und ordentlicher Feierabendstimmung zu finden, ist gar nicht so einfach, ob mit oder ohne Schleier um den werten Kopf.
Das Thema Corona überlagert ohnehin beinahe alles. Egal ob es sich um einen messerstechende Islamisten in Dresden oder eine kleine Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart handelt. Hier wird der
mündige Bürger fein und brav nach seiner Meinung befragt, bevor er dann im Alltag außerhalb der Trias aus Arbeit, Arzt und Einkauf seine eigenen vier Wände nicht mehr verlassen darf. Mündigkeit gilt schließlich nur außerhalb des Rahmens abstruser oder auch verfassungswidrigen Verordnungen. Dass eine Sperrstunde die Lösung sein kann, daran kann doch nur jemand glauben, der seinen ersten Diskobesuch mit sechzehn Jahren und Mutti-Zettel in der Tasche pünktlich um 22 Uhr beendet hat, um dann unverzüglich ins gemachte Bett zu hüpfen.
Wie sich schon im Frühjahr gezeigt hat, würde ein erneuter Lockdown nur zu einem neuen Corona-Party Revival der etwas anderen Art führen. Vielleicht kann man sich diese Partys dann mit einem Mutti-Merkel-Zettel genehmigen lassen?
Ist das Ganze an Janusköpfigkeit eigentlich noch zu übertreffen? Naja, auch egal, solange beide Münder mit Masken bedeckt sind, sieht sie ja keiner lachen…