Hat sich der geneigte MORITZ-Leser eigentlich schon mal Gedanken darüber gemacht, wie man während der Corona-Krise einen neuen Partner findet?
Beinahe zehn Wochen galt in Deutschland das strenge Kontaktverbot. Auch die einschlägigsten Locations für den Zweck des Flirtens bzw. Kennenlernens wie Kinos, Bars, Clubs etc. waren ebenso geschlossen... Und jetzt? Die Situation der Singles, ob gewollt oder ungewollt, hat es damit natürlich nicht besser gemacht. Einsamkeit hat sich breit gemacht und die psychische Belastung ist gestiegen. Was also bleibt uns übrig als zum Smartphone, dem Tablet oder dem Rechner zu greifen und uns in der Welt des Internets umzuschauen. Na ja, wir kennen ja alle den Spruch mit den 11 Minuten, in denen sich angeblich jemand bei einem der einschlägigen Anbieter verliebt – aber gehören da nicht immer zwei dazu? Natürlich haben wir uns alle schon mal in jemanden verliebt ohne die Person persönlich zu kennen, oder gar sie getroffen zu haben. Aber hat irgendjemand Brad Pitt, Richard Gere, Liz Hurley oder Selma Hayek erfolgreich gedatet? Ich denke, der Prozentsatz dürfte sehr gen Null tendieren.
Und dennoch sind wir dank der modernen Medien bereit uns via Internet einen Partner zu suchen. Genau deshalb geht das auch so schnell und unkompliziert. Also flink ein Portal gesucht, einen Avatar erstellt, oder sich der gängigen Methode bedient, ein Bild irgendeines anderen zu benutzen, um beim anderen Geschlecht Eindruck zu schinden. Dann noch ein paar persönliche Eigenschaften oder Wünsche angeben und ab damit. Dann heißt es warten. Vielleicht findet sich ja innerhalb dieser dubiosen elf Minuten jemand. Nicht selten wird aber der erste Eindruck beim ersten Treffen in der Realität nicht unbedingt erfüllt. Wie genau lief das aber jetzt in der aktuellen Situation ab? Persönliche Treffen während der Krise? Und dann ändert sich die Statistik nicht? Zugegeben, wir sind ja jetzt alle Statistikprofis. So wie wir früher auch alle Bundestrainer waren, wenn ein großes Fußballturnier anstand. Also wundert sich der Leser doch sehr darüber, dass sich diese elf Minuten partout nicht ändern. Aber das nur als Randkommentar – Ein Schelm, der Arges dabei denkt.
Wir wollen jedoch nicht abschweifen, wir haben uns also digital verliebt. Treffen dürfen wir uns eigentlich nicht. Und doch entstehen neue Partnerschaften. Richtig, es gibt ja noch Facebook, Instagram, Messengerdienste und Chats, teils sogar mit Videoanruf. Und wenn dann aufgrund der Stimme, oder des Erscheinungsbilds des auf der Couch in Jogginghose rumgammelnden Gigolos die kleine heile Welt nicht gleich wieder zusammenbricht, könnte dem ersten Date in der echten Welt nichts mehr entgegenstehen. Na dann! Nach den neuesten Lockerungen also nichts wie raus und die neue Liebe auf Herz und Nieren getestet. Doch da war noch was.
Die herkömmliche Art und Weise. Das mit den Bars, Cafès und Clubs wird eh überbewertet. Die meisten Menschen trifft man – beim Einkaufen! Ist jemandem schon mal aufgefallen, wie schön und wichtig gerade die Augen in den Mittelpunkt des Geschehens rücken? Und hier hat sich bereits der im Hirn verwurzelte Satz aus Casablanca in Erinnerung gerufen: »Ich schau Dir in die Augen Kleines«. Nicht nur einmal ist mir das in der letzten Zeit in den Sinn gekommen. Geheimnisvolles lässt sich da hinter den Mund-Nase-Bedeckungen vermuten. Ist also die Vermummung in manchen Glaubensrichtungen in Wirklichkeit ein Flirtfaktor? Ich persönlich glaube ja, dass man da ganz schön auf die Nase fallen kann. Denn hinter der Maske tauchen doch manchmal Dinge auf, die zum Gesamtbild gehören, wie auch... der Charakter! Was bleibt? Liebe ist nur echt in der Realität. Schreibt Euch das hinter die Augen – Verzeihung, Ohren! Zumindest auch die stehen ja dank der Gummizüge der Masken etwas mehr als sonst. Und sollten die Flirtportale dennoch erfolgreich sein, dann könnte in neun Monaten zumindest eins auf der Welt einem positiven Trend folgen. Die Geburtenrate!