Leingarten
Leingarten ist einer von vier Dreh- und Angelpunkten für die Energiewende in Deutschland. Genauer gesagt: das Umspannwerk in Großgartach. Und das ist kein April-Scherz. Dorthin wird die Energie, die im hohen Norden Deutschlands erzeugt wird, über eine Stromtrasse nach Baden-Württemberg geleitet. Das Umspannwerk Großgartach erfüllt als südlichster Endpunkt alle Voraussetzungen. Eine zweite Trasse führt nach Bayern.
Im Oktober 2016 fand in Leingarten die erste von inzwischen über 100 Bürgerinformationen zum Bau der als »SuedLink« bezeichneten Stromtrasse statt. 2017 hatten die Übertragungsnetzbetreiber TenneT und TransnetBW unzählige mögliche Korridorabschnitte ausgesucht, die für eine detaillierte Untersuchung geeignet waren, darunter eine gesetzlich vorgeschriebene durchgehende Korridoralternative. Die Bundesnetzagentur hatte auf dieser
Basis die zu untersuchenden Erdkabelkorridore und die dafür notwendigen Gutachten festgelegt. In den vergangenen zwei Jahren hatten die Netzbetreiber diese Korridorvarianten – insgesamt rund 2.000 Kilometer – anhand von zirka 150 Kriterien detailliert untersucht und bewertet. Dabei wurden Siedlungen, Schutzgebiete, Felsformationen, Bodendenkmäler, Truppenübungsplätze, Wälder, Berge und vieles mehr untersucht.
Ende Februar haben sie der Bundesnetzagentur nun den nach Abwägung aller Untersuchungen aus ihrer Sicht am besten geeigneten Korridor sowie weitere Korridorvarianten vorgeschlagen. Auf Basis dieser Unterlagen und des offiziellen Beteiligungsverfahrens entscheidet die Bundesnetzagentur voraussichtlich Ende 2019 über den tatsächlichen Korridorverlauf. Ab dem Jahr 2025 soll die Energie dann als
Gleichstrom über einen 1.000 Meter breiten Korridor und eine Strecke von 700 Kilometern Luftlinie per Erdkabel ins Umspannwerk Großgartach eingespeist und mittels Konverter in Wechselstrom umgewandelt werden. Ende 2015 hatte sich die Bundesregierung nach langen Diskussionen auf Erdkabel geeinigt. Ursprünglich sollte die Leitung im Jahr 2022, wenn das GKN II abgeschaltet wird, stehen. Doch die Zeit war zu knapp und hätte die zu erwartenden Kosten in Höhe von zehn Milliarden Euro nach Auskunft von Experten verdreifacht. Und: Wenn das GKN II vom Netz geht, wird ein Reservekraftwerk benötigt um die drei Jahre zwischen 2022 und 2025 zu überbrücken. Zurzeit liegt der deutschlandweite Stromverbrauch bei 600 Terrawattstunden pro Jahr. Tendenz steigend. Allein in Baden- Württemberg müssen knapp elf Millionen Haushalte mit Strom versorgt werden. Franz Untersteller, Umweltminister von Baden-Württemberg, stellte seinerzeit klar: »Die Menschen erwarten eine sichere Stromversorgung. Wir haben die beste weltweit.« Über zwei Trassen wird der Strom mit einer Übertragungsleistung von zwei Gigawatt nach Bayern und nach Baden-Württemberg geleitet. Die Baden- Württemberg-Route führt von Brunsbüttel in Schleswig-Holstein über Grünsfeld im Main-Tauber-Kreis zur Endstation Leingarten. Die Trasse tangiert über eine Strecke von rund 100 Kilometern vier Landkreise in der Region Heilbronn-Franken: den Main-Tauber-Kreis, den Landkreis Heilbronn, den Neckar-Odenwald-Kreis und den Hohenlohekreis.
Der Planungsverlauf geht in 50-Meter- Schritten vonstatten, nach einem Verfahren, das es erst seit zehn Jahren gibt. Die Kabel werden in 1,80 Metern Tiefe verlegt. Sobald ein Kabel erst einmal liegt, gilt dort absolutes Bauverbot. Darüber wurden Städte, Gemeinden, Landratsämter noch vor dem offiziellen Antragsverfahren informiert um mögliche Bauvorhaben entsprechend berücksichtigen zu können. Dazu zählt zum Beispiel der Bau der Lidl-IT-Zentrale in Bad Friedrichshall. Von dort aus gab es ein klares Nein.
Mehr Info unter www.transnet-bw.de