Lauffener Weingärtner zeichnen den Weingenießer des Jahres aus
EU-Kommissar Günther Oettinger (Weingenießer des Jahres 2015), Dieter Kosslick, Laudator Gert Hager (Oberbürgermeister von Pforzheim) Foto 2: Dieter Kosslick und Ulrich Maile, VV der Lauffener Weingärtner Foto 3: Dieter Kosslick beim Wiegen Foto 4: Gert Hager, Günther Oettinger, Dieter Kosslick, Ulrich Breutner (Württembergische Weinwerbung), Eberhard Gienger (MdB), Ulrich Maile, Marian Kopp (GF Lauffener Weingärtner).
Prof. Dieter Kosslick, der Direktor des Internationalen Filmfestivals in Berlin, ist am Samstag (16. April) als zweiter „Weingenießer des Jahres“ in Deutschland ausgezeichnet worden.
Mit seiner Liebe zu deutschen Weinen, vor allem auch zu Weinen aus Württemberg und Baden, bekenne sich der Berlinale-Chef nicht nur zu seiner Heimat, sondern zeige wie bei der Auswahl seiner Filme „Sinn für Genuss“, begründete Ulrich Maile, der Vorstandsvorsitzende der Lauffener Weingärtner eG, die Ehrung für den 67 Jahre alten Preisträger.
Dieter Kosslick erhielt von Ulrich Maile eine Urkunde und wurde als „Weingenießer des Jahres“ auch in Wein aufgewogen. 80 Kilogramm brachte der Filmschaffende auf die Waage, was an Gewicht insgesamt 66 Flaschen Schwarzriesling, Trollinger, Riesling, Burgunder und Cuvées ausmachte. Er werde die Tropfen mit Freude in Berlin genießen („Zu Spätzle, Maultaschen und Buabespitzle gehört heimischer Wein – sonst schmeckt’s net“) und dafür sorgen, dass die Stars bei der Berlinale auch künftig Lauffener Wein im Glas haben werden.
Der Pforzheimer Oberbürgermeister Gert Hager würdigte in seiner Laudatio den in der Goldstadt geborenen Dieter Kosslick; er sei akribisch und fleißig, zugleich aber auch ein „Genussmensch im besten Sinne“. Wein zu trinken und zu genießen gehöre bei ihm „immer zum Leben dazu“. Und er trage den guten Ruf der württembergischen Weine und besonders der aus Lauffen hinaus in die Welt. Günther Oettinger, der im Vorjahr als erster „Weingenießer des Jahres“ ausgezeichnete EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, bezeichnete Dieter Kosslick als „überzeugten Europäer“, der Garant für den Ruf und die Qualität der Berlinale sei. Außerdem schätze und respektiere Kosslick, wie auch er selbst, die typischen Württemberger Weinsorten Trollinger, Lemberger und Riesling. Mit einem Schmunzeln sagte Günther Oettinger, es sei bemerkenswert, dass die Lauffener als Württemberger einen Teil ihres Weines „nach Baden verschenken“. Kosslick stammt aus Ispringen bei Pforzheim.
Die Lauffener Weingärtner eG, Deutschlands wichtigster Schwarzriesling-Erzeuger, die größte Einzel-Genossenschaft mit der größten Fläche an terrassierten Steillagen und seit zwölf Jahren ununterbrochen laut DLG bester Weinerzeuger im Anbaugebiet Württemberg, verleiht die Auszeichnung jährlich an eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, die sich um den Wein verdient gemacht hat. Dotiert ist die Ehrung mit edlen Tropfen aus der Geburtsstadt von Friedrich Hölderlin, dessen Elegie „Brod und Wasser“ im Grußwort von Lauffens Bürgermeister Klaus-Peter Waldenberger zitiert wurde.
In seiner Ansprache bekannte sich Kosslick („ich bin stolz auf diese Auszeichnung“) zu heimischen Weinen: „Ich trinke überwiegend Weine aus meiner Heimat. Besonders liebe ich Muskattrollinger und Samtrot, und es ist ja in unserer DNA festgelegt, dass man werktags Trollinger und sonntags Lemberger trinkt. Das Schöne ist ja, wenn’s einem zu langweilig wird, gibt’s auch ein Cuvée von beiden.“ Er sei in Ispringen auf der „Erdbeergrenze“ zwischen Baden und Württemberg aufgewachsen und habe deshalb Bezug zu beiden Weinanbaugebieten. Obwohl er auch edle internationale Weine schätze, habe er bei der Berlinale 2008 bewusst die deutschen Weine eingeführt, die sich nicht verstecken müssten und bei den internationalen Stars ankämen. „Mich hat stets geärgert, dass es in Cannes Bordeaux und in Venedig Wein aus Piemont gab und in Berlin Bordeaux und Piemont, aber die Billigen.“
Nach Ansicht von Kosslick wäre die kulturelle Entwicklung der Menschheitsgeschichte ohne Wein „gar nicht denkbar gewesen“. Man müsse ein bisschen angeheitert sein, um große kulturelle Leistungen zu bringen. Auch die meisten Deals beim Film würden beim Essen und Trinken gemacht, da gehöre es einfach dazu, dass man einen guten Wein trinkt.
Auch Laudator Gert Hager zeigte die Parallelen der Kulturgüter Wein und Film auf: „Beides ist Kunst.“ Für das Thema Filmkunst in Deutschland stehe wie kein Zweiter der „Weingenießer“ Dieter Kosslick. Er gab Einblicke in die Biografie des Preisträgers, erzählte Anekdoten aus seiner Kinder- und Jugendzeit und beleuchtete seine Liebe zur Musik und zum jungen, unabhängigen Film. Mit Dieter Kosslick hätten die Lauffener Weingärtner auch in diesem Jahr eine „hervorragende Wahl“ für den „Weingenießer“ getroffen. Für die Lauffener Weingärtner zähle wie auch für Dieter Kosslick „nur die allerhöchste Qualität“, sagte der Pforzheimer Oberbürgermeister in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste, darunter Weinbaupräsident Hermann Hohl und Eberhard Gienger (MdB).