Hohenloher Kultursommer
Am 30. September geht die 32. Saison des Hohenloher Kultursommers mit dem traditionellen Schlusspunkt in Kloster Schöntal zu Ende. Zu Gast sind gleich zwei Ensembles aus Belgien, die Weltmusik und klassische Kammermusikgefilde zu einem neuen Klangkosmos verweben. „Die fantastische Welt von…“ ist der Titel des 65. Konzerts des Festivals und könnte mit „… des Didier Laloy“ fortgeführt werden. Der Knopfakkordeonist zeichnet für die meisten Kompositionen des Duo Belém – Laloy und die Cellisten Kathy Adams – verantwortlich sowie für die Arrangements des Holzbläserquartetts „Quartz“, das am Sonntag in Schöntal mit auf der Bühne steht.
Der Hohenloher Kultursommer ist trotz wachsendem Kulturangebot in der Region fest verwurzelt und eine überregionale Kulturmarke, die für Verlässlichkeit und Kontinuität hinsichtlich der Angebotsqualität und der konzeptionellen Ausrichtung steht. Die Künstlerische Qualität ist stets eine Prämisse bei der Zusammenstellung des Programmangebots.
Damit ist das Festival ein wichtiger Baustein in der kulturtouristischen Ausrichtung der Region Hohenlohe.
Kennzahlen
65 Konzerte standen beim diesjährigen Hohenloher Kultursommer auf dem Spielplan. Diese wurden in 35 Städten und Ortschaften von fünf Landkreisen, verteilt auf 47 unterschiedliche Spielstätten und sogar 54 unterschiedliche Räumlichkeiten, durchgeführt. Damit konnten rund 12.900 Besucher angelockt werden.
Dies sind zwar ca. 600 Besucher weniger als in der Saison 2017, jedoch standen letztes Jahr sieben Konzerte mehr im Programmheft.
Mit 26 ausverkauften Konzerten (Auslastung 96% und besser) und damit vier mehr als letztes Jahr, waren 40% der Veranstaltungen voll ausgelastet. Weitere 14 Konzerte waren zu 75% und besser besucht, was einen Anteil von 62% ausmacht. Damit erreicht das Festival in diesem Jahr eine durchschnittliche Gesamtauslastung von 81,8%, 2,2% mehr als in der letzten Saison.
Das Musikfest Weikersheim am 7. Juli 2018 konnte mit knapp 1.600 Karten heuer 200 Gäste mehr verzeichnen als 2017 und damit auch etwas mehr als 2016. An die Besucherzahlen mit knapp 2.000 Besuchern konnte allerdings auch in diesem Jahr nicht angeknüpft werden.
Dafür erfreute sich der Konzerttag auf Schloss Schillingsfürst mit 325 Besuchern erneut zunehmender Beliebtheit. Thema des Konzerttags war „The Sound Of America – Broadway, Musical & Movies“. Hier wurde u.a. an Leonard Bernstein gedacht, der heuer 100 Jahre alt geworden wäre.
Ca. 2% der Konzertbesucher sind Kinder und Jugendliche bzw. Studierende. Damit bleibt der Anteil gleich zum vergangen Jahr, ebenso nutzen erneut rund 4,3% der Besucher die SWR-Kulturcard oder die Nussbaumcard für Ermäßigungen.
Die Ticketeinnahmen decken die Künstlerhonorare und einige Nebenkosten, sodass das gesteckte Haushaltsziel, mindestens die Hälfte des Jahresbudgets durch Ticketeinnahmen zu refinanzieren, auch in dieser Saison erreicht wurde.
Glanzpunkte der 32. Saison
Eröffnungswoche
Traditionell begann die diesjährige Ausgabe wieder im Rittersaal von Schloss Neuenstein. Der weltbekannte Trompeter Gabór Boldoczki und das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim haben vor ausverkauftem Saal ein strahlendes Eröffnungskonzert geboten, mit teils selten gehörten Werken böhmischer Komponisten, aber auch bekannten Mozartklängen. Ebenso ausverkauft war das Eröffnungskonzert im Landkreis Schwäbisch Hall auf Schloss Kirchberg. Auch hier stand Mozart-Musik auf dem Programm. Für das Konzert wurde speziell von der im Schloss ansässigen Heumilch-Eismanufaktur „Moo“ eine eigene Eissorte namens „Moo-Zart“ kreiert.
Garant für einen ausverkauften Saal ist das Württembergische Kammerorchester Heilbronn. Gleich zwei Mal haben es die Heilbronner in dieser Saison geschafft: Im Juni zusammen mit Harfenistin Silke Aichhorn in Neuenstein, mit dem scheidenden Chefdirigenten Ruben Gazarian und vergangenes Wochenende mit dem Mandolinenspieler Avi Avital im Carmen-Würth-Forum Gaisbach, mit dem neuen Chefdirigenten Case Scaliogne.
Noch nie Gehörtes
Ein beeindruckendes Crossoverkonzert bot das Trio Rhapsody Three mit der Geigerin Rebekka Hartmann im Juni in der Kunsthalle Würth. Die Besetzung Geige, Klavier und Baritonsaxophon fesselte das Publikum wie schon 2016. Als Uraufführung hatte das Ensemble das Stück „Roadmovie“ präsentiert, das eigens für das Trio komponiert wurde.
Im Juli gab es alte Musik zu hören, die seit ihrer Entstehungszeit nicht mehr erklungen ist. Die Fürstlich Löwensteinische Hofmusic bot in Niederstetten ein Konzert mit Harmoniemusik des Niederstettener Komponisten Heinrich Düring sowie ein bisher verschollenes Septett von Johann Sebastian Bachs Sohn Johann Christoph Friedrich Bach.
Anfang September gab es zudem eine Welturaufführung beim Hohenloher Kultursommer. Die Pianistin Ana-Marija Markovina spielte die Klaviersonate Nr. 3 op. 86 von Stefan Heucke. Der Komponist war ebenfalls vor Ort und hat im Vorfeld sein Werk erläutert.
Überraschungserfolge
Für ein überraschend schnell ausverkauftes Konzert sorgte die irische Nachwuchsband „Cúig“ beim Talentkeller in Dörzbach-Hohebach. Auch beim Auftritt selbst verwandelte das Quintett den Zehntkeller in eine Irish Folk-Party, bei der selbst die älteren Besucher von den Stühlen gerissen wurden.
Standing Ovations gab es für die Darbietungen der Percussionistin Vivi Vassileva im Weygang-Museum Öhringen genauso wie für Rossinis Messe „Petite messe solennelle“ in der kammermusikalischen Aufführung des Athos-Ensembles in der Stiftskirche Öhringen.
Einen besonderen Eindruck hinterließ außerdem der Organist Hansjörg Albrecht mit seinem Rezital auf der Winterhalter-Orgel in Künzelsau. Seine Darbietung der Vier Jahreszeiten von Vivaldi, mit über 400 verschiedenen Registerkombinationen, war ein Highlight des diesjährigen Festivals.
Besondere Konzertmomente
Ein Markenzeichen des Hohenloher Kultursommers sind eigene Programmideen oder teils mit den Künstlern entwickelte Formate sowie die Initiierung von Kooperationen. Hier wären in dieser Saison der gemeinsame Auftritt von Silke Aichhorn und dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn oder das intime Gesprächskonzert in Aschhausen mit dem Duo Bozza und dem Sprecher Henning Westphal zu nennen. Beide Künstlerparteien sind jeweils auf Anstoß des Kultursommers zusammengekommen.
Das herausragendste Projekt in dieser Kategorie war sicherlich das Konzert „Verleih uns Frieden“ auf der Schwäbisch Haller Großcomburg mit dem Johann Rosenmüller Ensemble und dem Hohenloher Kammerchor. Eine Idee ein Konzertprogramm zum Dreißigjährigen Krieg zu machen wurde in kooperativer Weise ausgestaltet und durchgeführt.
Auch das Klavierkonzert mit Rezitation „Komponisten auf der Couch“ ist eine Initiative des Kultursommers gewesen. Psychotherapeut Dr. Martin Jung hat die Komponistenseelen von Franz Liszt und Günther Kasseckert näher beleuchtet und Gerlint Böttcher die Musik dazu präsentiert.
Neue Spielstätten
Kultursommertaufe hatten in dieser Saison die Spielstätten Urbanskirche in Schwäbisch Hall mit dem Vocalensemble VocaMe und Gesängen der Kassia, der ersten Komponistin der Geschichte und der Rokokosaal in Schloss Assumstadt mit dem italienischen Streichquartett Indaco. In Assumstadt fand das Konzert in Kooperation mit dem dortigen Kulturverein statt sowie mit der Jeunesses musicales, die das Nachwuchsquartett empfohlen hatte. Beide Premieren sind gelungen, sodass beide Räume auch 2019 wieder bespielt werden.
Lieben Sie Mozart?!
Dass Mozarts Musik nach wie vor beliebt ist, unterstrichen die Konzertangebote, die beim diesjährigen Mozart-Schwerpunkt im Programmheft standen. Neben einigen Veranstaltungen, die sich dem Thema widmeten, stand auch das Musikfest auf Schloss Weikersheim unter dem Titel „Ein Fest mit den Mozarts“. Hier bot das Concilium musicum Wien ein beachtliches und nicht alltägliches Konzert mit Musik von Vater Leopold, Wolfgang Amadeus und dessen jüngsten Sohn Franz Xaver Mozart. Wie Mozart im Tangogewand klingt zeigte das Trio NeuKlang, während Franziska Dannheim die voll besetzte Orangerie mit Ihrer Pianistin mit auf einen Schnellflug durch die Zauberflöte nahm. Generall waren Zweidrittel der Musikfestbesucher Käufer von Abotickets, d.h. mehr als 1.000 Besucher haben vor dem Hauptkonzert mit Feuerwerk eines der sechs Auswahlkonzerte besucht. Das Hauptkonzert war eine Verquickung dreier Opern, die unterhaltsam von der Donau Philharmonie Wien, den Gesangsolisten und dem Regisseur und Sprecher Peter P. Pachl zu Gehör gebracht wurde. Die Geschichte des Figaro der Bühnenwerke von Paisiello, Rossini und Mozart wurden zu einem 90-Minütigen Opernspaß verdichtet.
Das Festival eigene Concertino Ensemble mit Studierenden der Geigenklasse von Prof. Munteanu sorgte ebenfalls mit einem Mozartprogramm für eine mehr als gut gefüllte Kath. Kirche in Öhringen. U.a. hatten die jungen Talente das seltene Mozartstück „Serenate Notturna“ im Gepäck, das für solistische Streicher, Streichorchester und Pauken gesetzt ist.
Schauspieler Günther Maria Halmer beleuchtete den Menschen Mozart hinter dem Musikgenie in einer imponierenden Lesung in der Öhringer Kultura.
Brass & Co., Weltmusik und Klaviersommer
Die Pogrammlinien des Kultursommers sind zu einer festen Größe im Spielplan geworden. Bei den Bläserkonzerten sorgten Canadian Brass in Niedernhall sowie das Ensemble Classique in Schillingsfürst für Jubel und lang anhaltenden Beifall. Nicht minder beliebt sind die Weltmusikkonzerte, von denen der Großteil auch ausverkauft war, was die Beliebtheit unterstreicht. Hier wären die sehr authentische Darbietung aus Musik und Tanz des ungarischen Ensembles Zengö in Geddelsbach zu nennen, genauso wie der Ansatz des „New Irish Folk“ der Band Cara in Oberaspach oder die Crossover-Klänge des Jerusalem-Duos in Bad Mergentheim.
Publikumsliebling Herbert Schuch gastierte erneut in der Reihe Klaviersommer Schöntal mit einem reinen Beethovenprogramm. Ana-Marija Markovina bot ein ungewöhnliches, herausforderndes Rezital in Schwäbisch Hall und Haiou Zhang zog die Gäste in Schöntal vergangenes Wochenende in einen regelrechten Sog mit seinen Lieblingstücken.
Begleitende Aktivitäten
Vom 19. Juli bis zum 6. September 2018 war begleitend zum Festival eine Ausstellung im Kundenfoyer der Sparkasse Hohenlohekreis in Künzelsau mit dem Thema „Schwanensee und mehr – Tschaikowskys Erbe in Bildern, Werken und Exponaten“ zu sehen. In Kooperation mit der Sparkasse – seit Beginn an Hauptsponsor des Hohenloher Kultursommers – und der Tschaikowsky Gesellschaft e.V. sind dazu spezielle Ausstellungstafeln produziert worden sowie Requisiten des Balletts ausgestellt worden. Für die „Vernissage concertant“ Musikerinnen und Musiker der Würth Philharmoniker gewonnen werden, die u.a. das seltene Adagio con molto für Streichquartett und Harfe des russischen Meisters darboten. An die 170 Gäste interessierten sich für diese Ausstellungseröffnung, sodass Besucherinnen und Besucher teilweise in den offenen Stockwerken der Sparkasse Platz nehmen mussten. Ein Besucherrekord!
In Kooperation mit dem Reiseveranstalter EBT bietet die Kulturstiftung Hohenlohe im November noch eine musikalische Kulturreise nach Dresden an. Auch hier steht der Besuch der Oper „Le Nozze de Figaro“ in der Semperoper im Reiseablauf. Die Reise ist bereits ausverkauft.
Ausblick
Die 33. Saison des Hohenloher Kultursommers befindet sich in der Endphase der Programmgestaltung. Das Festival wird 2019 vom 30. Mai bis zum 22. September stattfinden. Zugesagt haben bereits die Gaechinger Kantorey mit Bachs Motetten, das Schweizer Alte Musik Ensemble Les Passions de l’Ame, die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg, Trompeter Mathias Höfs, die Schola Gregoriana Pragensis, Capella de la Torre, Martina Eisenreich und ihr Quartett, Passo Avanti, Uwagah!, Rudi Zapf, das SWR Swing Fagottett, Sonus Brass oder Fedespiel.