Nach Ausstellungen zu Skulpturen aus Papier und aus Glas widmet sich die Kunsthalle Vogelmann einem neuen Werkstoff: Textil. In der Ausstellung vom 18. März bis 25. Juni werden Kunstwerke von der Klassischen Moderne bis zur Gegenwart gezeigt.
Kunst·Stoff befasst sich mit Textil als künstlerisches Material und hat das Ziel, die enorme Vielfalt textiler Kunstwerke, die von der Tapisserie über die Soft Sculpture bis hin zur raumgreifenden Installation reicht, so Dr. Barbara Martin, Kuratorin der Ausstellung. »Es ist ein echtes Herzensprojekt und wir sind stolz, es nun der Öffentlichkeit zugänglich machen zu können.« Der Fokus auf den Werkstoff Textil zeigt sich bereits im Außenbereich der Kunsthalle Vogelmann: Dort hängt über dem Eingang »Intervowen«, eine 8 Meter lange wiederverwertete PVC-Plane der Künstlerin Katerina Nakou. Die Webarbeit ergründet die griechische Künstlerin die Zusammenhänge zwischen Schriftsprache, Webkunst und dem Coding genannten Programmieren von Computern. Die Ausstellung selbst vereint über 40 internationale Positionen von der Klassischen Moderne bis zur Gegenwart. Kontinuitäten und Entwicklungslinien, aber auch Brüche und Neuinterpretationen sollen hier sichtbar werden.
Den historischen Ausgangspunkt der Ausstellung bilden Positionen der Klassischen Moderne, die den Bogen schlagen zwischen angewandter und freier Kunst. Dass textile Handarbeit traditionell ‚weiblich‘ konnotiert ist, gab und gibt vor allem Künstlerinnen Anlass zu einer Aneignung unter feministischen Vorzeichen. Überkommene Rollenbilder der ebenso fleißig wie sittsam stickenden, häkelnden oder strickenden Frau werden etwa in den Werken Rosemarie Trockels oder Meret Oppenheims klischeehaft zugespitzt und zugleich geschickt unterlaufen. Eine Sonderstellung innerhalb des plastischen Gestaltens mit Stoff nimmt die Soft Sculpture ein: Die Weichheit des Materials dient dabei der Verfremdung von gegenständlichen Darstellungen. Einen dritten Themenschwerpunkt bildet die künstlerische Beschäftigung mit den sozialen und kulturellen Bedeutungsdimensionen von Textilien. Künstler*innen wie Yinka Shonibare, Nevin Aladağ oder Vincent Vulsma loten im Rückgriff auf lokal überlieferte textile Formen und Muster das Spannungsfeld zwischen Eigenem und Fremdem aus.
»Das Qualitätsniveau, das wir mit dieser Ausstellung erreichen konnten, macht mich sehr stolz«, betont Dr. Marc Gundel, Direktor der Städtischen Museen Heilbronn. »Man sieht, wie breit das Feld der Kunst auch abseits der üblichen Werkstoffe sein kann.« Der Fokus auf Textil wird sich auch im Deutschhof in Heilbronn fortsetzen: Die Mitmachausstellung »Gib Stoff!« gibt Kindern ab 5 Jahren, Jugendlichen und Erwachsenen die Gelegenheit, mit dem Werkstoff zu experimentieren und mehr über die Herstellung von Textilien zu erfahren.
Weitere Informationen zur Ausstellung unter museen.heilbronn.de