The Voice of Reutlingen
»Was die im Fernsehen können, das können wir auch«, dachten sich die Macher des Jugendcafés in Reutlingen im Jahr 2012 und riefen »The Voice of Reutlingen« ins Leben. Ursprünglich als einmalige Aktion geplant, ist der jährliche Talentwettbewerb inzwischen aus der Achalmstadt kaum mehr wegzudenken. Bereits zum vierten Mal haben 16 junge Talente Ende März die Möglichkeit, Bühnenluft zu schnuppern und ihr Können vor großem Publikum zu präsentieren.
Millionen Menschen sitzen regelmäßig vor dem Fernseher, fiebern mit ihren Favoriten mit, erleben, wie sich die Jury »Nettigkeiten« um die Ohren haut, um die besten Gesangstalente Deutschlands für sich zu gewinnen. »The Voice of Germany« ist im TV eine Erfolgsgeschichte. Doch was im Großen funktioniert, funktioniert auch im Kleinen – in Reutlingen. Auch die Achalmstadt hat einige talentierte Sänger, die gilt es nur noch zu entdecken. Genau dort setzt »The Voice of Reutlingen« an.
Ins Leben gerufen wurde der Wettbewerb bereits im Jahre 2012 zur Wiedereröffnung des Jugendcafés. »Wir wollten einen Knaller für den Neustart«, erinnert sich die Leiterin des Jugendcafés, Nicole Ittner. Die Resonanz war hervorragend. Rund 30 Bewerbungen gingen im ersten Jahr ein und das Jugendcafé war beim Wettbewerb selbst rappelvoll. »Da war es schon klar: Das gibt eine Wiederholungstat«, sagt Ittner.
Es sollte nicht bei einer Wiederholung bleiben. In diesem Jahr bietet sich den Reutlinger Gesangstalenten zum vierten Mal die Gelegenheit, sich vor einer Jury und einem großen Publikum zu präsentieren. Und diesmal wird alles noch ein gutes Stück größer. Denn jetzt geht es raus aus dem Jugendcafé hinein in die große Müller-Galerie. »Ich habe im vergangenen Jahr einen Artikel über The Voice of Reutlingen gelesen und fand die Idee dahinter gut«, erzählt Alexandra Metzger, Managerin der Müller-Galerie. »Weil ich gern mit regionalen Vereinen arbeite, bin ich einfach an das Jugendcafé herangetreten und habe gefragt, ob sie sich eine Kooperation vorstellen könnten.« Die Freude auf der Gegenseite war groß. »Der größere Rahmen für diesen Wettbewerb ist ein Bonbon«, sagt der stellvertretende Hausleiter Karl Katz. Dadurch erhoffen sich die Macher natürlich eine größere Chance für die Teilnehmer, entdeckt zu werden.
Eine echte Chance für den Nachwuchs
Diese kommen nicht nur aus Reutlingen. »Wir hatten in diesem Jahr sehr viele Anfragen von Außerhalb«, so die Hausleiterin. »Dank der größeren Location können sich diesmal auch erstmals Leute aus dem gesamten Landkreis Reutlingens bewerben.« Das große Interesse verwundert nicht. Denn wie die Jugendcafé-Leiter unisono sagen, gebe es in der Stadt und der Region viele gute junge Musiker, für die es aber schwierig ist, Auftrittsmöglichkeiten zu bekommen. Natürlich verfüge die Stadt über die eine oder andere Live-Location. Doch um dort spielen zu können, muss man bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad haben. Genau dort setzt The Voice of Reutlingen an. Die Macher möchten jungen Talenten dich Chance geben, auf sich aufmerksam zu machen. Und so bemüht sich ein buntes Teilnehmerfeld um die begehrten Startplätze – darunter talentierte Anfänger, Gesangsschüler und Musiker aus der Singer-Songwriter-Ecke.
Erlaubt ist beim Wettbewerb, was gefällt. Bekannte Songs von Pink oder Rihanna standen in den vergangenen Jahren ebenso auf dem Programm wie Lieder von weniger bekannten Künstlern oder Klassiker. Sogar die eine oder andere Eigenkomposition war dabei. »Meist suchen sich die Leute die eher ruhigen Sachen für ihren Auftritt heraus«, sagt Katz.
Das führt zu ganz besonderen Momenten. »Ich bin immer ganz fasziniert von den Musikern, die nur mit einer Gitarre in der Hand auf der Bühne stehen«, erzählt er, dann mache der proppenvolle Raum keinen Mucks mehr und hört einfach zu. »Wenn es im Saal ruhig wird, ist es gut.«
Wer den Wettbewerb letztendlich gewinnt, hängt aber nicht vom Publikum ab. Eine Jury aus drei Gesangsprofis trifft die Entscheidung. Alle Gewinner erwarten potenzielle Auftrittsmöglichkeiten und als ersten Preis winkt eine professionelle Studioproduktion. Wer weiß, vielleicht ist ja wirklich der nächste Popstar unter den Teilnehmern. Doch darum geht es den Machern nicht. Hier steht der Spaß im Vordergrund und die Musiker erhalten professionelle Meinung zu ihrem Können. »Und die Leute fühlen sich wie Profis, wenn sie ins Studio dürfen«, sagt Ittner lächelnd. Erst recht, wenn sie eine professionell produzierte Aufnahme ihres Gesangs in der Hand halten. Dann wird aus Klein plötzlich doch wieder Groß.