Mariza
Es bedarf keiner großen Einleitungen, wenn von Mariza die Rede ist. Als wichtigste Botschafterin gegenwärtiger portugiesische Musik steht ihr Name synonym für die Stimme, die Fado zu ihrer Visitenkarte und Lebensaufgabe erklärte. Gleichsam richtete sie den Blick aber nie zurück, wenn es darum ging, neue Wege für den Fado zu finden. Sie erneuert und erweitert die traditionellen Klänge stets um neue Facetten.
Fado, das steht für Schicksal. Und so ist der Fado ein Musikstil, der vor allem in den Städten Lissabon und Coimbra beheimatet ist. Und wie der Name schon zeigt, widmen sich die Werke meist der unglücklichen Liebe, sozialen Missständen, vergangenen Zeiten und vor allem natürlich der »saudade«, dem Weltschmerz. Musikalisch enthält der Fado arabische Elemente, bevorzugt Mollmelodien und drückt jenes Gefühlsleben aus, das die Portugiesen miteinander verbinden soll. Keine kontemporäre Künstlerin lebt das Fado-Gefühl so intensiv wie jene Mariza, die im vergangenen Jahr das Finale des Eurovision Song Contests mit ihrer bezaubernden Stimme eröffnete.
Mariza ist schlicht Mariza - einmalig, ausdrucksstark, originell. Ihre klare Stimme und ihr genreübergreifendes Talent lassen sich nie in gängige Schubladen sperren. Egal ob sie in Songs, wie dem Klassiker »Trigueirinha« ganz in der Rolle der erdigen Fado-Sängerin, die tänzelnd das Spektrum des traditionellen Fado-Stücks mit Freude und Muße um eine tropische Brise erweitert - geschmackvolltreibende Bässe und Percussion inklusive. Oder in ihrem Hitsong »Quem Me Dera« als feinsinnige Interpretin einer ergreifenden Akustik-Ballade zu hören ist.
Die Fadista und die empfindsame Balladensängerin ergeben in der Summe ein und dieselbe Mariza. Sie spiegeln Facetten und Aspekte jener Mariza wieder, die mit ihrem Debütalbum »Fado em Mim« im Jahr 2001, vor mittlerweile schon 18 Jahren also, zum weltweiten Phänomen wurde. Sie gehören zu der Mariza, die für »Mariza« erstmals einen eigenen Text im Stück »Oração« eingesungen und aufgenommen hat. Sie sind Teile der Mariza, die im Verlauf von fünf Studioalben, drei Live-Einspielungen und einer Greatest Hits Zusammenstellung ihr ungeheures Talent zeigte. Jede ihrer vielen Konzertreisen, jeder Auftritt, jede neue Erfahrung, jeder Award und Titel, der ihr verliehen wurde - Mariza machte aus jedem Meilenstein ihrer Karriere ein Lehrstück. Dabei ist sie sich immer treu geblieben. Jede Phrasierung, jede Note ist von ihr erfüllt, denn Mariza singt, weil sie singen muss, weil ihre Stimme und sie eins sind. Das ist Fado. Und deswegen ist Mariza Fado - ganz gleich, was sie singt.
Über alldem und über allem anderen aber steht die Stimme: Gereifter, ausdrucksstärker, einnehmender, ungezwungener in jedwedem Kontext. Man erkennt diese Stimme bereits in der ersten Note und spürt im ersten Refrain ihre verführerische Kraft, die einen spätestens zum Ende des Songs hin mitgerissen hat. Es gibt diese Stimme nur einmal. Es ist Marizas Stimme - ausgefüllt, erfahren, einzigartig, Mariza eben.
8 Fragen an Mariza
Was ist Fado für eine Musik und was ist sein besonderer Reiz?
Fado ist Teil der portugiesischen Kultur, ein Vermächtnis emotionaler Musik, eine urbane Musik, die Emotionen und echte Gefühle zum Ausdruck bringt. Eine Musik voller Leidenschaft, Kummer, Melancholie und jeglicher Art alltäglicher Emotionen. Dieser Kern des portugiesischen Wesens kann durch Fado ausgedrückt werden und das zieht mich an.
Sie wurden in Lissabon geboren. Sehen Sie sich als Botschafterin der portugiesischen Kultur?
Ich wurde in Mosambik geboren, aber meine Eltern zogen nach Portugal als ich noch sehr jung war. Ich glaube, ich werde mich immer als Botschafterin des Fado und der portugiesischen Kultur fühlen, denn ich habe das Privileg, die Welt zu bereisen und portugiesisch zu singen. Bei einem meiner letzten Besuche in Deutschland zum Beispiel. Da war ich in Baden-Baden, wo ich den Fado in einem Theater singen durfte, in welchem das letzte Konzert ohne klassische Musik Bob Dylan geben durfte. Ich fand es lustig. Es ist ein so klassisches Publikum das da war, um portugiesischem Gesang, dem Fado und mir zuzuhören und versuchte, zu verstehen. Ich werde mich immer als Botschafterin fühlen, denn ich trage die Tradition eines Volkes und eines Landes in meinem Herzen.
Wie fühlen Sie sich als einzigartige und berühmte Fado Sängerin bei dem Spitznamen „Königin des Fado“?
Ich sehe mich selbst als Botschafterin der portugiesischen Kultur und einer damit einhergehenden, enormen Verantwortung, die portugiesische Sprache und Kultur der Welt zu präsentieren.
Welche Musikrichtungen mögen Sie privat?
Ich mag Musik im Allgemeinen. Ein Song bringt mich zum Atmen, Lachen, Weinen, Fliegen…Ich mag jegliche Musik.
In welchem Land außer Portugal gibt es besonders viele Menschen, die Ihre Musik mögen?
Das deutsche Publikum ist mir und meiner Musik gegenüber sehr großzügig und sensibel. Deswegen habe ich auch große Zuneigung meinem deutschen Publikum gegenüber. Es gibt mir mehr und mehr das Gefühl zuhause zu sein, wenn ich dort singe. Das bedeutet, es ist eine aufregende und lange Freundschaft.
Gibt es einen Tag, an dem Sie nicht singen?
Ich muss immer singen! Es ist ein Teil von mir, der sich ausdrücken muss. Es ist merkwürdig, aber wenn ich nicht auf Tour bin und zwei Tage ohne zu singen verbringe werde ich in einen Fado Club gehen und singen.
Was erwartet die Besucher Ihres Konzerts?
Das Konzert basiert auf meinem letzten Album, beinhaltet aber auch Songs von vorherigen Alben wie Chuva, Rosa Branca und O Gente da Minha Terra.
Was verbinden Sie allgemein mit Deutschland und hatten Sie die Möglichkeit, die südlichen Regionen des Landes kennenzulernen?
Ich liebe Deutschland wirklich. Wie ich bereits erwähnte ist es mir und meiner Musik gegenüber ein großzügiges und gespürvolles Land und daher fast wie eine zweite Heimat für mich. Unglücklicherweise kenne ich zumeist nur die Orte, an denen ich auftrete. Aber ich werde versuchen mir Zeit zu nehmen, um dieses schöne Land besser kennenzulernen, so viel ist sicher.
Mariza
Mittwoch, 27. März, 20 Uhr
Stadthalle, Reutlingen