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Emir Hadzimuhamedovic
Emir Hadzimuhamedovic
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Neckarsulmer Sport-Union Handball
Neckarsulmer Sport-Union Handball: 1. Bundesliga Frauen | Saison 2016/17
Emir Hadzimuhamedovic, Trainer der Neckarsulmer Handball-Frauen, im Interview mit MORITZ zum Auftaktspiel gegen Leipzig, dem Aufstieg in die 1. Bundesliga und zu den neuen Sponsoren Lidl und Kaufland:
Das Spiel gegen HC Leipzig (14.09.) war ein gelungener Saisonstart. Die Handball-Frauen der Neckarsulmer Sport-Union haben den Favoriten HC Leipzig mit 33:30 bezwungen. Wie zufrieden sind Sie mit diesem Auftaktspiel in der 1. Bundesliga?
Das Spiel war der Hammer! Ich bin jetzt seit sieben Jahren in Neckarsulm als Trainer tätig. Das Spiel hat trotz den ganzen Erfolgen, die wir in letzter Zeit feiern durften, alles übertroffen. Den mehrfachen deutschen Meister als Aufsteiger zu schlagen und das gleich im ersten Spiel war einfach unbeschreiblich.
Worauf führen Sie den Sieg zurück? Auf die starke Torhüterin Melanie Hermann oder hat das gesamte Team mal wieder einfach gut zusammen funktioniert?
Wir waren unheimlich nervenstark. HC Leipzig war der klare Favorit und hatte den Druck siegen zu müssen. Wir konnten befreit spielen und hatten einfach den festen Glauben, dass wir »Goliath« bezwingen können. Die Mädels waren konzentriert und konnten taktisch genau das umsetzen, was wir uns vorgenommen hatten. Das Spiel war echt aller Ehre wert.
War es genau dieser Wille und Ehrgeiz den die Mädels im Auftaktspiel gezeigt haben, durch den den Neckarsulmer Handballerinnen der Durchmarsch von der Württemberg-Liga bis in die 1. Bundesliga gelungen ist?
Harte Arbeit, ein toller Teamspirit und eine konstante Weiterentwicklung waren der Grund. Die Mädels brannten darauf den nächsten Schritt zu gehen und verfolgten diesen sehr ehrgeizig. Wenn man so dominant aufsteigt, wie sie es getan haben, gehört man auch in die erste Liga. Trotzdem braucht man aber ein paar Spiele um sich zurecht zu finden. Dann gleich einen so dicken Brocken im ersten Spiel zu schlagen, gibt dem Team natürlich Selbstvertrauen. Die zwei Punkte und der Sieg gegen Leipzig waren wichtig. Wir dürfen den Sieg aber nicht überbewerten, die Runde ist lang.
Sie haben es gerade schon angesprochen, die sportliche Qualität der Mitbewerber ist hoch und die Saison hat gerade erst begonnen. Wie bereiten Sie die Spielerinnen auf mögliche Niederlagen vor?
Das ist eine komplexe Aufgabe. In der Vorbereitung haben wir gegen sämtliche hochkarätige Mannschaften gespielt und sämtliche Spiele verloren. Wir haben also schon in der Vorbereitung gelernt mit Niederlagen umzugehen. Aber keiner verliert gerne und 100% kann man sich sowieso nicht auf Niederlagen vorbereiten. Wir bereiten uns nur auf Siege vor.
Die Sport-Union hat sich im Sommer von einer Spielerin verabschiedet und konnte den Kader durch vier Neuzugänge gezielt verstärken. Ist das Team schon wieder zu einer richtigen Einheit zusammengewachsen oder gibt es noch Knackpunkte?
Menschlich hat es zwischen ihnen nahezu vom ersten Tag an super gepasst. Das ist manchmal auch etwas Glückssache, aber menschlich passen alle vier toll ins Team und das ist das Wesentliche. Aus sportlicher Sicht braucht die ein oder andere noch ein bisschen, aber das kommt mit der Zeit.
Setzen Sie in Zukunft auf junge, talentierte Spielerinnen aus der Region oder werden jetzt da Kaufland und Lidl als Sponsor aktiv sind auch vermehrt Sportlerrinnen eingekauft?
Das Problem ist, dass wir jetzt in der 1. Bundesliga spielen, die wie man sagt, aktuell die zweitstärkste Liga der Welt ist. Eine Spielerin zu finden, die uns auf diesem Level verstärken, kann ist schwer. So jemanden in der näheren Region zu finden ist nicht einfach. Wenn möglich bevorzuge ich schon Spielerinnen aus der Nähe, aber man muss realistisch bleiben. Es wäre natürlich Traum, nur mit einheimischen Spielerinnen in der 1. Liga bestehen zu können.
Wie lautet das Ziel für diese Saison?
Klassenerhalt.
Das heißt, Sie wollen den Meisterschaftsfavoriten den Titel gar nicht streitig machen?
Ich bin Realist und habe schon in der 1. Liga gespielt, ich weiß wie es da zugeht und weiß, was meine Mädels können. Wenn sie über sich hinauswachsen und uns die großen Mannschaften unterschätzen so wie Leipzig, dann können wir definitv auch die ein oder anderen Favoriten schlagen. Aber im Bundesliga-Alltag geht es darum, von Woche zu Woche konstante Leistung zu bringen und auch darum Niederlagen einzustecken. Diesen Reifungsprozess müssen wir erst noch durchgehen. Das wird uns sicherlich auch einige Punkte kosten. Von daher sind wir gut beraten, wenn wir um die Punkte kämpfen, die uns den Klassenerhalt sichern.
Mit Sponsoren wie Lidl und Kaufland in der Hinterhand müsste doch in zwei Jahren die Meisterschaft zu erreichen sein.
Wir sind superglücklich, dass die Schwarz-Gruppe eingestiegen ist. Die Beträge ermöglichen es uns in der 1. Liga über einen anständigen Etat zu verfügen. Dennoch zählt er zu den kleinsten im Ligavergleich. Wir haben haben jetzt zwei Profispielerinnen im Kader, einige Spielerinnen, die mit 50% arbeiten und ich mit ca. 80%. Das sind alles Kosten, die wir durch die neu gewonnenen Sponsoren decken können. Aber das kann man nicht mit den Profitruppen vergleichen. Leipzig zum Beispiel hat sechs deutsche Nationalspielerinnen und die polnische Welthandballerin Karolina Kudłacz-Gloc. Davon sind wir meilenweit entfernt. Wir machen viel dafür, dass unsere Sportart und unser Verein immer attraktiver wird, auch für Sponsoren. Und so hoffen wir natürlich, dass Sponsoren gefallen an dem finden was wir machen und uns unterstützen.
Bei einem so rasanten Durchmarsch in die 1. Liga muss auch der Rückhalt vom Verein groß sein. Wie erleben Sie die Unterstützung der Neckarsulmer Sport Union?
Mein Kontakt zum Verein besteht hauptsächlich über das freundschaftliche Verhältnis zu Rolf Härdtner, dem Vereinsvorsitzenden. Der Gesamtverein profitiert gerade davon, dass wir im Handballbereich so gut dastehen und wir freuen uns auch, dass die Fußballer aufgestiegen sind. Mit Rolf Härdtner hat der Verein meiner Meinung nach einen der besten Vorsitzenden, den man sich vorstellen kann. Er ist mit Herz und Seele dabei und unterstützt alle Abteilungen. Er ist wie ein Vater, der sich um seine Kinder kümmert. Er macht den Verein stark und hält ihn am Laufen.