Benedict Gimber
Frischer Wind aus dem Neckar-Odenwald-Kreis bei der TSG Hoffenheim – Benedikt Gimber aus Sulzbach gehört seit dieser Saison zum Profikader von Coach Markus Gisdol. Im Interview mit MORITZ-Redakteur Bastian Dörr sprach der Abwehrspieler über seine ersten Schritte im Profifußball.
Wie ist es, Profi zu sein?
Es ist schon eine große Umstellung, weil ich die vergangenen zwölf Jahre in der Schule war. Von der Anzahl der Trainingseinheiten hat sich im Vergleich zur Jugendmannschaft nicht viel geändert. Aber das Niveau und die Qualität sind viel höher. Jedes Training fordert.
Auch im Privaten bekommst du sicherlich vieles abgenommen, damit du dich nur auf den Fußball fokussieren kannst.
Ich bin ja nicht so bekannt wie ein Kevin Kuranyi, es hält sich also in Grenzen. (lacht)
Wie war dein Werdegang?
Ich bin seit der U13 hier, davor war ich ein Jahr in Schefflenz und davor in Sulzbach.
Bist du gescoutet worden oder hat man dich bei der Akademie angemeldet?
Ich habe in der D-Jugend bei der Badischen Hallenmeisterschaft mitgespielt. Dort wurden Simon Lohr, ein sehr guter Freund von mir, der hier in der U19 Mannschaft spielt, und ich gescoutet und zum Ostercamp eingeladen. Das Ostercamp gibt es heute noch. Dort werden an zwei Trainingstagen gescoutete Spieler getestet. Wir wurden danach noch einmal zum Training eingeladen und wurden dann nach dem richtigen Probetraining verpflichtet.
Der Weg zum Profi bringt bestimmt jede Menge Entbehrungen mit sich. Hast du das Gefühl, etwas verpasst zu haben?
Nein, ganz im Gegenteil. Ich erlebe viel mehr. Man verzichtet gerne auf Alkohol oder Partys, weil man weiß, wofür man es macht, für sein großes Ziel, ein Profi zu werden.
Du bist seit dieser Saison im Profikader, hast die Vorbereitung in Norwegen mitgemacht – wie waren deine Eindrücke? Wie hast du das erlebt?
Es war schon alles neu, aber der Fußball ist natürlich auch kein anderer. Ich musste mich am Anfang schon an das Niveau gewöhnen und habe etwas Zeit gebraucht. Aber die Mannschaft ist top, die Spieler haben es einem leicht gemacht.
Nervosität war keine vorhanden?
Während der ersten Trainingseinheiten schon, aber man gewöhnt sich schnell daran.
Ist es dann wirklich so, dass die Alten die Jungen an die Hand nehmen und sie ein bisschen anleiten?
Ja, sie haben immer ein offenes Ohr und helfen einem extrem.
Berührungsängste gibt es also keine?
Nein, sobald man auf dem Platz steht, bemerkt man gar nicht mehr, gegen wen man da gerade spielt. Es sind dann einfach Mitspieler oder Gegner.
Man hat den Traum, Profi zu werden – du hast das Ziel erreicht. Was kam für dich unerwartet, was hast du unterschätzt?
Die höhere Qualität ist schon enorm. Wie mir auch aufgefallen ist, ist außenrum viel dazu gekommen. Es zählt nicht nur die Zeit auf dem Trainingsplatz, auch nach dem Training verbringt man mindestens noch eine Stunde mit Körperpflege oder derartigem. Oder man ist schon vor dem Training da, um seine Kraftübungen zu machen, das war in der Jugend nicht so ausgeprägt.
Derzeit spielst du in der U23. Ist das eine Enttäuschung für dich oder ein notwendiger Schritt?
Der Schritt ist genau richtig, aber eben auch ein großer Schritt von der U19 zur U23. U19 ist Jugendfußball, U23 ist Herrenfußball, die Gegner sind dann andere. Klar, fußballerisch ist der Unterschied nicht so hoch, aber man merkt, dass die Spieler erfahrener sind. Und auch körperlich ist es eine Steigerung im Vergleich zur U19.
Was fehlt deiner Meinung nach noch, um den Sprung in die Stammbesetzung zu schaffen? Was kannst du noch verbessern?
Man kann sich überall verbessern. Als junger Spieler muss man sich erst einmal an das Niveau gewöhnen und sich dann zeigen. Da kann man sich dann überall verbessern.
Das heißt, du spielst sonntags in der U23, trainierst aber mit den Profis. Ist es nicht schwer, sich mit beiden Teams richtig einzuspielen?
Ich habe mit den meisten Spielern der U23 schon in der U19 zusammengespielt, das erleichtert es mir natürlich um einiges. Ich bin also nicht komplett neu und muss nicht erst einmal alle kennenlernen.
Hast du dir ein Ziel gesteckt, bis wann du es in den Kader schaffen willst?
Nein, ich mache mir selbst keinen Druck. Ich habe noch Zeit, ich dürfte ja noch in der A-Jugend spielen.
Wie ist der Kontakt zu Trainer Markus Gisdol?
Der Kontakt ist gut. Er gibt viele Tipps und sagt einem, wo man sich verbessern kann.
Er arbeitet sehr akribisch, er geht sehr ins Detail. Er liebt die offensive Spielweise, das aggressive Pressing. Seine Arbeit ist gut für den Verein.
Wie ist die Stimmung in der Mannschaft nach dem schlechten Saisonstart?
Wir haben uns den Start natürlich anders vorgestellt. Aber es kam viel zusammen, die Niederlage gegen Bayern oder Bremen. Aber man hat auch schon gesehen, dass die Mannschaft Potenzial hat. Ich bin mir sicher, dass wir unsere Punkte noch holen werden.
Setzt die Mannschaft sich dann auch mal getrennt vom Trainer und den Verantwortlichen zusammen und bespricht die Situation?
Ja, es kann schon vorkommen, dass Führungsspieler wie Pirmin Schwegler, Eugen Polanski oder Kevin Volland eine klare Ansage machen.
In deinem Heimatort Sulzbach gibt es jetzt auch mehr Hoffenheim-Fans als vorher?
Da kann ich nicht sagen. Sie interessieren sich aber dafür, wie mein Weg verläuft. Ich bin noch sehr eingebunden. Ich besuche auch noch die Spiele von Sulzbach, von Billigheim wo meine Cousins spielen und auch von Reichenbuch, wo mein Bruder spielt. Der Kontakt ist noch da.
Autogrammkarten hast du immer einige dabei?
Die habe ich jetzt nicht dabei, es gibt aber welche.
Aber Anfragen gibt es schon, jetzt da du Profi bist?
Ja die gibt es ab und zu. Aber selbst würde ich mich ja gar nicht als Profi bezeichnen.
Ist dir das peinlich?
Ja, ich habe ja noch gar nichts erreicht. Auch nach zwei, drei Spielen würde ich mich nicht als Profi bezeichnen. Bis dahin ist es ein langer Weg. Das geschieht step by step.
Einer, der jahrelang bei Hoffenheim aktiv war, ist Denis Bindnagel. Interessanterweise kommt er aus deinem Nachbarort Billigheim. Wie ist der Kontakt zu ihm?
Er arbeitet hier in der Akademie. Ich habe mich letztens mit ihm darüber unterhalten, wie es bei ihm in Neckarelz läuft und bei uns in der U19. Vor kurzem haben wir auch in Neckarelz gegeneinander gespielt. Er ist ein echt netter Typ. Ich unterhalte mich gerne mit ihm.
Was machst du, wenn du nicht gerade Fußball spielst, Körperpflege betreibst, Autogramme schreibst oder Fußball schaust? Bleibt überhaupt noch Zeit?
Doch, es bleibt noch Zeit. Die verbringe ich dann mit Freunden, der Familie, der Freundin. Fifa auf der PlayStation spielen gehört natürlich auch dazu.
Was rätst du jungen, ambitionierten Kickern, die es ganz nach oben schaffen wollen?
Am wichtigsten ist, es bodenständig zu bleiben, nie aufzugeben und sich von Rückschlägen nicht verunsichern zu lassen. Rückschläge gehören dazu. Hat man sie durchgestanden, bringen sie einen weiter. Und immer arbeiten, arbeiten, arbeiten.
Wo siehst du dich in 5 Jahren?
So weit mache ich mir als Fußballer keine Gedanken. Ich war von März bis Juli selbst verletzt, da habe ich gemerkt, wie schnell es gehen kann. Daher denke ich gar nicht so weit.
Abschließende Frage: Wer sind deine fußballerischen Vorbilder?
Jérome Boateng und Thiago Silva sind schon Vorbilder. Und intern finde ich den Weg von Niklas Süle imposant. Da kann man sich was abschauen. Er ist auch den Weg durch die Akademie gegangen und hat es als erster dann so richtig in die Mannschaft geschafft.
Infos Benedikt Gimber:
Geboren 19. Februar 1997
Position Abwehr
Vereine TSV Sulzbach, SV Schefflenz, seit 2009 TSG Hoffenheim (Profi-Vertrag bis 2019)
Erfolge Fritz-Walter-Medaille in Gold als bester deutscher Nachwuchsspieler im U-17-Bereich, Deutscher A-Junioren Meister, Deutscher Nationalspieler U15-U19