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Foto: Christoph Schwärzler
VfB Stuttgart Saison 2015/16
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Jochen Röttgermann
Von Zufriedenheit konnte man im Lager des VfB Stuttgart in der vergangenen Saison wahrlich nicht sprechen. Das einzig Positive war am Ende der Klassenerhalt. In der kommenden Spielzeit soll alles besser werden – auch die Fans sollen wieder zufriedengestellt werden. Was neben dem Sportlichen dafür passieren muss und wird, darüber hat MORITZ-Redakteur Alexander Steinle mit dem Marketing-Vorstand Jochen Röttgermann gesprochen.
Herr Röttgermann, seit dem 1. Juli sind Sie offiziell im Vorstand. Merken Sie eine Veränderung?
Ich merke es auch daran, dass mich andere Menschen darauf ansprechen. Man trägt dadurch, dass noch weitere Bereiche zu meinem Ressort hinzugekommen sind, eine andere Verantwortung. Wir haben beim VfB viele Veränderungen eingeleitet und wollen gemeinsam die Voraussetzungen für eine positive Entwicklung schaffen. Aber mein tägliches Arbeiten hat sich durch die Berufung in den Vorstand nicht im Wesentlichen verändert.
Im Endeffekt ist nur Ihre Berufsbezeichnung eine andere?
Nein. Wir haben viele neue Strukturen geschaffen und arbeiten an weiteren Veränderungen. Die neue Bezeichnung ist dabei nicht entscheidend, es verändert nicht per se meine Art zu arbeiten.
Welche Aufgabe möchten Sie als Vorstand als erstes angehen?
Wir wollen die Einnahmesituation für den Verein weiter optimieren, um mittelfristig das Budget für unseren Kader zu erhöhen. Darüber hinaus wollen wir, dass sich unsere Partner und Sponsoren mit ihrem Engagement beim VfB wohlfühlen. Es geht für uns nicht nur darum, Geld einzunehmen. Es geht darum, Partnerschaften zu entwickeln und zu leben, von denen beide Seiten profitieren. Und wir wollen und werden neue Projekte vorantreiben.
Eines dieser Projekte ist der Umbau des Fanshops?
Ja. Unser Fancenter an der Mercedes-Benz Arena wird umgebaut. Die Arbeiten werden im Oktober beginnen. Wir wollen unseren Fans künftig einen umfassenden Service anbieten. Künftig wird der Fan alles aus einer Hand bekommen. Egal, ob man sich ein Trikot oder ein Ticket kaufen möchte, sein Kind in der Fußballschule anmelden oder selbst Mitglied im Verein werden möchte. Das gilt für das Fancenter und in absehbarere Zeit auch online.
Stichwort: Fans. Gerade in den letzten beiden Spielzeiten hat es in den Fanlagern rumort, viele Fans konnten sich nicht mehr mit ihrem VfB identifizieren. Wofür soll denn die Marke »VfB Stuttgart« stehen?
Ganz klar für die Begriffe „Heimat“ und „Jugend“. Wir spüren eine starke Identifikation mit unserer gesamten Region. Wir leben in einer starken Region, wir haben eine große Fanbasis und rund 45.000 Mitglieder. Das zeigt unsere Verankerung in unserer Heimat. Für gute Jugendarbeit stand der VfB schon immer, man erinnere sich nur an die viel zitierten »Jungen Wilden«. Auf die Jugend möchten wir wieder verstärkt setzen.
Aufgrund der sportlichen Misserfolge verkam der VfB in der Außenwirkung immer öfter zu einer »grauen Maus«. Wie möchten Sie dieses Image wegbekommen?
Unser Bekenntnis zur Heimat und zur Jugend sind zwei Trümpfe auf dem Weg dorthin. Es hat auch auf der sportlichen Ebene ein Umdenken stattgefunden. Robin Dutt (Vorstand Sport, Anm. d. Red.) setzt noch stärker auf die Verzahnung zwischen dem Nachwuchsbereich, dem Scouting und der Lizenzspielermannschaft. Gemeinsam mit Trainer Alexander Zorniger wird ein einheitliches Spielkonzept entwickelt, das den sportlichen Rahmen für alle Mannschaften vorgibt. Es sind viele Zahnrädchen, die dabei ineinander greifen müssen. Es ist uns deshalb klar, dass alles seine Zeit brauchen wird. Aber wir sind von unserem Weg überzeugt.
Den VfB-Fan als solchen zeichnet aus, dass er schnell unzufrieden wird und meckert. Wie gehen Sie mit Kritik um?
Kritik ist für mich grundsätzlich etwas Positives. Solange jemand kritisiert, ist er mit dem Herzen dabei. Die Unzufriedenheit mit großen Teilen der vergangenen Saison war völlig berechtigt. Wir haben uns über weite Strecken nicht so präsentiert, wie wir uns das vorgestellt haben. Darum mussten wir uns verdientermaßen Kritik anhören. Das Vertrauen der Fans in den Verein, in die Vereinsführung muss erst wieder wachsen.
Wie empfinden Sie aktuell die Stimmung rund um den VfB? Ist sie euphorisch oder mehr abwartend?
Wir bekommen viele positive Signale aus dem Umfeld, sowohl von den Fans, als auch von Partnern und Sponsoren. Die Menschen sehen, dass sich hier viel bewegt. Wir wollen zeigen, dass wir Stück für Stück an einer Strategie arbeiten, um uns wieder nach oben orientieren zu können.
Ein Thema, das das Umfeld des Vereins bewegt hat und weiterhin bewegt, ist die Ausgliederung der Profiabteilung. Im Januar wurde diese auf unbestimmte Zeit verschoben. Gibt es inzwischen einen neuen Zeitplan?
Wir werden uns bei der Mitgliederversammlung im Oktober zum neuen Zeitplan äußern. Das Projekt wurde verschoben, auch weil wir nicht wussten, in welcher Liga wir künftig spielen werden. Die Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung und die Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft bleibt in unseren Augen ein wichtiger Schritt, um konkurrenzfähig zu bleiben. Wir glauben, dass wir genug Argumente haben, um auch den Fans klarzumachen, warum das sein muss. Es gibt in der Liga Beispiele, wie man das nicht machen sollte. Wir haben also genügend Anschauungsmaterial. Wir sind uns sicher, dass wir den richtigen, schwäbischen Weg gehen. Dieser fängt im Oktober an und diesen gehen wir gemeinsam mit unseren Fans.
Mitentscheidend dabei ist natürlich das sportliche Abschneiden der Mannschaft. Die neue Saison steht bereits vor der Tür. Wie groß ist Ihre Vorfreude auf den ersten Spieltag?
Die Vorfreude ist riesig. Wenn man in diesem Job arbeitet, fiebert man wie jeder Fan dem ersten Spiele entgegen. Alexander Zorniger (Trainer, Anm. d. Red.) wird einen mutigen Fußball spielen lassen, der auch gewisse Risiken birgt.
Auf die Saison geblickt: Was trauen Sie der Mannschaft zu?
Wir wollen nichts mit dem Abstieg zu tun haben und unseren Fans zeigen, dass sich beim VfB etwas entwickelt.