VfB Stuttgart Nachwuchszentrum Stefan Heim
Stefan Heim vom VfB vor dem neuen Nachwuchsleistungszentrum. Foto: Christoph Schwärzler
Noch wird kräftig an dem würfelförmigen Gebäude mit der auffälligen Fassade aus roten Lamellen gearbeitet. »Fertig ist es noch längst nicht, aber wir liegen voll im Zeit-und Budgetplan«, erklärt Stefan Heim, Direktor für Mitglieder- und Fanservice- sowie Sonderprojekte beim VfB Stuttgart, zufrieden. Etwa zehn Millionen Euro lässt sich der Verein den Bau des neuen Nachwuchsleistungszentrums kosten. Dazu kommen künftig Betriebskosten von etwa einer Million Euro pro Jahr. Hierfür verwendet der Verein Einkünfte aus TVErlösen. »Wir investieren in die Zukunft«, sagt Heim.
PLATZ FÜR 200 TALENTE AB ELF JAHREN
»Wenn das Stadion unser Showroom ist, dann ist das Nachwuchsleistungszentrum unsere Abteilung Forschung und Entwicklung«, erklärt Heim anschaulich und inspiriert vom Autobauer auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Der VfB investiere, um wettbewerbsfähig zu bleiben, das hohe Niveau seiner Nachwuchsarbeit weiter zu verbessern und um möglichst viele Talente zu guten Fußballern zu machen, sagt Stefan Heim. Dass sie so auch Spieler ausbilden, die später womöglich für andere Vereine auflaufen werden, ist den Roten durchaus bewusst. Etwa fünf Prozent der aktuellen Bundesligaprofis haben ihr Handwerkszeug in Stuttgart gelernt. Der Neubau bietet 200 Talenten ab elf Jahren Platz, die dort zukünftig bis zum Einstieg in den Profisport gefördert werden. Etwa ein Drittel der aktuellen Bundesligamannschaft des VfB bestehe aus Eigengewächsen. Mit dieser Quote sei der VfB bei den Profis vorne mit dabei, weiß Heim. Im Nachwuchsleistungszentrum lernen die Jugendlichen aber nicht nur Fußballspielen. Eine schulische Ausbildung ist neben der Persönlichkeitsbildung ebenso Teil der Ausbildungsphilosophie. Der Verein kooperiert mit Schulen jeden Bildungsniveaus, damit die Jugendlichen ihrem Leistungsstand entsprechend beschult werden können. Im vereinseigenen Teilzeitinternat begleiten zudem Pädagogen die Jungkicker auf ihrem schulischen Weg. So haben sie zumindest einen Schulabschluss, sollte es mit der Profikarriere am Ende doch nicht klappen.
REAKTION AUF NEUE ANFORDERUNGEN
Mit dem neuen Leistungszentrum reagiert der VfB auf die veränderten Infrastrukturansprüche der jungen Spieler. Seit das Clubgelände 1980 angelegt wurde, habe sich da einiges geändert. »Früher brauchten die Spieler nur eine Umkleidekabine, ein Spielfeld und einen Parkplatz«, sagt Heim. »Heutzutage benötigen wir eine bessere Infrastruktur, denn die Jugendlichen richten ihr Leben komplett nach dem Sport aus.« Bei drei Trainingseinheiten täglich, dazu Schule, Hausaufgaben und ein wenig Freizeit benötigen die Jugendlichen auch Räume zum Schlafen, Arbeiten und Regenerieren. Deshalb veränderte sich das Clubgelände über die Jahre Stück für Stück. Erst kam ein Schlafgebäude hinzu, dann ein Teilzeitinternat und jetzt das Nachwuchsleistungszentrum mit Seminarräumen, Sauna, Kraftraum und Physiotherapie.
IMMER DAS STADION DER GROSS EN IM BLICK
Einige Schmankerl bietet das neue Zentrum selbstverständlich auch. Ein Gang ist mit Tartan ausgelegt und verfügt über ein Lichtschrankensystem zur Geschwindigkeitsmessung und der Innenhof verwandelt sich durch den dort verlegten Kunstrasen in einen Bolzplatz. Die jungen Spieler haben im neuen Gebäude immer das Stadion oder den Trainingsplatz der Profis im Blick, egal womit sie sich gerade beschäftigen. Das soll sie zu mehr Leistung anspornen, denn so hätten sie »immer das Ziel vor Augen«, sagt Heim.
Christoph Schwärzler