Peter Hogen
„Die Hinrunde war für uns sehr anstrengend, aber mittlerweile sieht man wieder Land“. Peter Hogen (54), Chefcoach des Regionalligisten SpVgg Neckarelz, zieht im Gespräch mit MORITZ-Mitarbeiter Danny Galm ein versöhnliches Fazit zur Hinrunde in der Regionalliga Südwest und blickt optimistisch in die Zukunft „Wir werden eine bessere Rückrunde spielen und dann auch nichts mit dem Abstieg zu tun haben“
MORITZ: Peter, ihr hattet zu Beginn einige Startprobleme, habt euch nur einen Sieg aus den ersten neun Saisonspielen geholt – War das dem großen personellen Umbruch im Sommer geschuldet?
Der Start war schon sehr holprig, das steht außer Frage. Wir haben auf einigen Schlüsselpositionen Spieler ersetzen müssen und da waren wir zum Auftakt einfach noch nicht eingespielt. Was uns nach wie vor nachhängt, ist das erste Saisonspiel gegen Spielberg. Die Spielberger sind mit ihrer Aufstiegseuphorie im Rücken in das Auftaktspiel gegangen und wir waren eben noch überhaupt nicht gefestigt. Nach der Auftaktniederlage ist man dann in einen Lauf hineingekommen, wo wir des Öfteren einmal Punkte hätten holen können, aber meistens eben den Kürzeren gezogen haben. Mittlerweile ist das Gefüge wieder ein komplett anderes. Jetzt kann man auch wieder positiv in die Zukunft blicken.
MORITZ: Nun zum Ende der ersten Halbserie seid ihr rechtzeitig wieder in der Spur – Zu welchem Moment hat es „Klick“ gemacht, gab es ein Schlüsselerlebnis/-Spiel?
Das gibt’s natürlich. Das ist dann mehreren Faktoren geschuldet, unter anderem auch dass sich die Mannschaft auch ohne, dass man da als Trainer mit dabei ist mal trifft und ein paar Dinge bespricht. Es war aber auch ein Entwicklungsprozess im sportlichen Bereich. Das sieht man dann auch an Hand der letzten Spielen gegen vermeintlich stärkere Gegner, wie zum Beispiel Kassel oder Offenbach, in denen wir auch gepunktet haben. Es gibt ein paar Mannschaften gegen die man an einem guten Tag auch mal punkten kann, aber meistens können wir eben gegen Mannschaften ab Tabellenplatz zehn abwärts unsere Punkte holen. In der Regionalliga sind die Voraussetzungen der Vereine einfach ganz unterschiedlich. Die Hinrunde war für uns sehr anstrengend, aber mittlerweile sieht man wieder Land.
MORITZ: Was sagst du zu den teils enttäuschend niedrigen Zuschauerzahlen? Immerhin spielt deine Mannschaft in der vierten Liga, zusammen mit großen Traditionsvereinen wie Offenbach, Saarbrücken und Waldhof Mannheim?
Meiner Meinung nach, ist das nicht zu erklären, weil wir teilwiese in der Oberliga oder in der Verbandsliga deutlich mehr Zuschauer hatten. Jetzt in der Regionalliga ist es schon ein bisschen traurig, dass so wenige Leute es wahrnehmen sich Spiele in Deutschlands Vierthöchster Liga anzuschauen. Dafür gibt es aber auch mehrere Gründe. Unsere Leistungen waren zwischendrin sicherlich auch nicht unbedingt förderlich. Dann ist der Komfort in unserem Stadion jetzt auch nicht der Allerbeste. Es gibt auch Leute, die wollen sich im Stadion hinsetzen. Das geht bei uns halt nicht. Nächstes Jahr in der Rückrunde kommen dann der Waldhof, Saarbrücken und Offenbach zu uns ins Elzstadion. Das sind alles Mannschaften, die auch eine gewisse Anzahl an Zuschauer locken und ich denke dann können wir den aktuellen Zuschauerschnitt ein wenig gerade rücken. Mit dem aktuellen Schnitt (Ø 344, Anm. d. Red.) kann man natürlich überhaupt nicht zufrieden sein.
MORITZ: Blickt man auf die Tabelle in der Regionalliga Südwest, dann fällt auf, dass an der Spitze ausschließlich Teams mitmischen, die zu 100 Prozent professionell geführt werden. Ist es in dieser Liga ohne Profitum also fast nicht möglich, oben mitzuspielen? Findet diesbezüglich auch bei der SpVgg Neckarelz in naher Zukunft ein Umdenken statt?
Da bin ich der absolut falsche Ansprechpartner, mir wäre das natürlich recht, aber das müssen natürlich der „Doc“ (Dr. Thomas Ulmer, Präsident der SpVgg Neckarelz, Anm. d. Red.) und seine Crew beantworten. Wir haben einfach nicht die Tradition wie zum Beispiel Waldhof Mannheim. Aber wenn man das Ziel hat in die dritte Liga zu kommen, wo es dann losgeht mit Fernsehgeldern usw., dann geht das nur über das Profitum. Anders ist das nicht zu erreichen. So ist es für uns immer wieder ein Kampf die Liga zu halten. Natürlich kann man, wie in unserem Aufstiegsjahr (2013/14 Anm. d. Red.) mal ein besseres Jahr erwischen, weil man dann als eingespielte Einheit in die Runde geht, aber grundsätzlich hat für die Vereine ohne ein professionelles Umfeld der Klassenerhalt die oberste Priorität.
MORITZ: Einem Wintertransfer von Manuel Heck, dem Toptorjäger in der Kreisliga Mosbach, steht scheinbar nichts mehr im Wege – Plant ihr zudem noch weitere Verstärkungen?
Ja, den Jungen hatte ich jetzt schon im Training und habe ihn zwei drei Mal beobachtet und ich denke einfach man sollte ihm die Chance geben, sich in der Regionalliga zu beweisen. Zudem stammt er hier aus der Region und da sollte man die Möglichkeit einfach nutzen. Andere Verpflichtungen kann ich mir momentan nicht vorstellen. Wobei man natürlich auch nicht weiß, was die einzelne Spieler so vorhaben und sich vielleicht noch äußern. Da muss man jetzt einfach mal abwarten, aber ansonsten hat unser Kader genügend Qualität, um die Klasse zu halten. Nimmt man dazu noch unseren aktuellen Aufwärtstrend, dann sieht man auch, dass meine Mannschaft eine gewisse Zukunft in sich trägt. Wir haben viele junge Spieler, die erst ganz am Anfang ihrer Entwicklung stehen und von da her wird man diesen jungen Spielern jetzt sicherlich keinen Neuen vor die Nase setzen.
MORITZ: Auch im Badischen Pokal seid ihr noch mit dabei und trefft nun nächstes Jahr im April im Halbfinale, wie schon im Vorjahr, auf den amtierenden Pokalsieger Nöttingen. Ist da noch eine alte Rechnung offen?
Oh ja, da sind gleich ein paar alte Rechnungen offen. Das steht außer Frage. Das verlorene Pokalfinale im Elfmeterschießen 2012, dann das Halbfinalaus gegen Nöttingen letztes Jahr. Jetzt haben wir die Chance uns eventuell zu revanchieren. Die Spiele gegen Nöttingen sind immer Tagesformabhängig. Man kennt sich, obwohl man nicht in einer Liga spielt, in und auswendig. Das sind dann immer ganz enge Geschichten. Jetzt freuen wir uns erst einmal, dass wir im Halbfinale stehen. Ich denke es war eine große Überraschung, dass der Waldhof jetzt gegen Walldorf rausgeflogen ist (2:1 Sieg des FC Astoria Walldorf – Anm. d. Red.). Jetzt sind die Chancen für die verbliebenen Mannschaften natürlich ein wenig gestiegen, weil ich mir ziemlich sicher war, dass die Mannheimer das Double holen werden. Jetzt muss man halt mal sehen, wie sich die Geschichte weiter entwickelt.
MORITZ: Die Rückrunde startet dann am 27. Februar in Saarbrücken beim Aufsteiger und Ligaschlusslicht Saar 05, ehe dann zum ersten Heimspiel im neuen Jahr der SV Waldhof im Elzstadion gastiert – Wie wichtig wird ein erfolgreicher Start in die Rückrunde?
Es ist natürlich immer wichtige gut in die Rückrunde zu kommen. Jetzt muss man mal sehen, wie sind die Trainingsbedingungen im Winter, gibt es einen harten Winter, wie können wir trainieren? Wir werden natürlich alles versuchen, dass wir gut vorbereitet in die Rückrunde gehen. Wichtig wird einfach sein, dass wir den guten Lauf vom Ende der Hinrunde nun mit rüber in die Rückrunde nehmen können.
MORITZ: Euer Ziel war von vorne herein klar der Klassenerhalt und klar war euch auch, dass es dieses Jahr besonders schwer werden würde. Wie schätzt du nun nach der Hinrunde die Chancen auf den Klassenerhalt ein?
Auf jeden Fall hoffe ich, dass wir in der Rückrunde mehr Punkte machen, wie in der Vorrunde. Wir hatten zum Rundenauftakt unsere Findungsprobleme, aber ich glaube der Prozess ist jetzt weit vorangeschritten und ich denke wenn wir in dem Stil weiter machen, wie bisher, dann werden wir auch eine bessere Rückrunde spielen und dann werden wir auch mit dem Abstieg nichts zu tun haben.