Wenn Sie an einige der größten Fußballnationalmannschaften der Welt denken, fallen Ihnen wahrscheinlich Brasilien, England, Deutschland, Frankreich und Argentinien ein, und wenn Sie beliebte britische Fußballmannschaften denken, so werden sicher Manchester United, Chelsea und Arsenal darunter sein.
Aber haben Sie auch an Exeter City gedacht? Von diesem kleinen Team aus Devonshire haben noch die wenigsten Menschen gehört. Tatsächlich spielte dieses winzige Team jedoch eine entscheidende Rolle dabei, den Fußball in eines der fußballverrücktesten Länder der Welt zu bringen.
Hier ist die Geschichte von Exeter, dem Fußball und Brasilien!
Exeter und Brasilien
Im Juli 1914 reiste der Exeter City im Rahmen ihrer Tour durch Südamerika und kam dabei auch in Brasilien an. Anschließend nahmen sie eine Einladung aus Argentinien an, und bestritten dort eine Reihe von Freundschaftsspielen gegen lokale südamerikanische Teams, die sich mit diesem britischen Team messen wollten. Exeter wurde zwar erst 1904 gegründet, also war es eine unglaubliche Chance für sie, weltweite Bekanntheit zu erlangen.
Das Team von Exeter City kam mit dem Schiff in Rio de Janeiro an, reiste aber schnell nach Argentinien weiter, wo acht Spielen gegen lokale Teams bestritten wurden. Anschließend ging es nach Brasilien zurück, um gegen Mannschaften in Rio de Janeiro und São Paulo zu spielen.
Letztendlich entschieden sich die Brasilianer, aus den zwei Teams, die gegen Exeter antreten sollten, eine zu formen, um so konkurrenzfähig zu sein. Sie wählten ihre besten Spieler aus beiden Städten aus, und so wurde die erste brasilianische Fußballmannschaft gebildet. Sie nannten das Team Seleção (Portugiesisch für „Auswahl“), und dieser Begriff ist heute noch der Spitzname für die brasilianische Fußball-Nationalmannschaft!
Dieses denkwürdige Spiel fand am 12. Juli 1914 in Rio de Janeiro vor bis zu 10.000 begeisterten Zuschauern statt. Die brasilianische Mannschaft gewann mit 2:0 und die siegreichen Spieler wurden als Nationalhelden gefeiert – damit begann das große Fußballfieber im ganzen Land!
Für Exeter war es eine lange Reise zurück nach Großbritannien – und sie kamen in ein Land zurück, das gerade in den Ersten Weltkrieg eingetreten war. Der größte Teil des Teams zog in die Schützengräben, um dort zu andere Kämpfe auszutragen.
Genau 100 Jahre später, im Jahr 2014, fand in Rio de Janeiro ein Gedenkspiel statt. Exeter City FC spielte gegen die brasilianische U23-Mannschaft mit dem Originalball von 1914! Einige Fans aus Devon wagten auch den weiten Weg nach Brasilien, um dieses bedeutsame Ereignis mitzuerleben. Das Spiele endete mit einem gerechten torlosen Unentschieden.
Während „diese Zeit, als wir gegen Brasilien gespielt haben“, zu einem oft diskutierten Thema unter den Fans von Exeter City geworden ist, ist dieser Anekdote von niemand außerhalb der Fangemeinde des Clubs bekannt.
2014 war für beide Seiten ein bedeutsames Ereignis. Für Brasilien war es der Jahrestag der Geburt des Klub- und Fußballfiebers im Land, und für Exeter war es eine Fortsetzung „dieser wirklich coolen Geschichte“ aus der Zeit, als sie gegen Brasilien spielten.
Exeter City in der Gegenwart
Heute spielt Exeter City in League One, haben aber dennoch eine treue Fangemeinde in ganz Devon und im West Country, die auch regelmäßig zu den Auswärtsspielen mitfährt.
In der letzten Saison konnten Sie in diese Liga aufgestiegen und messen sich nun mit anderen englischen Traditionsteams wie Sheffield Wednesday, Bolton Wanderers, Derby County und Ipswich Town.
Ein Highlight für die Fans von Exeter City in den letzten Jahren war die Begegnung gegen Manchester United. 2005 spielten Sie in Old Trafford gegen den mehrfachen englischen Meister und konnten ein 0: 0-Unentschieden erkämpfen, und 2016 trennten sie sich vom FC Liverpool im St. James Park ebenfalls mit einem 2:2, obwohl die Mannschaft anschließend beim Auswärtsspiel mit 0:3 verlor.
Exeter City hat zwar nicht den Glanz und Glamour vieler anderer Fußballmannschaften im Vereinigten Königreich, aber das Team hat eine hervorragende Verbindung zu seinen Fans, engagiert sich in vielen Gemeinschaftsprojekten und setzt sich für verschiedene soziale Einrichtungen ein.
Die besonderen Werte von Exeter City
So nahm beispielsweise Exeter City erst kürzlich an der „Safer Gambling Week“-Kampagne teil, und unterstrichen damit, dass sie ihren, vor einigen Jahren, eingeschlagenen Weg fortsetzen werden, und dass sie keine Sponsorings von Unternehmen annehmen werden, die Glücksspiele oder Wetten propagieren; aber nicht alle Fußballvereine gehen den gleichen Weg. Exeter will damit verhindern, dass ihre Fans problematische Spielsymptome entwickeln, indem sie das Stadion und die Medien von Exeter City zu einer glücksspielfreien Zone machen.
Exeter City hat sich häufig auch zum Thema Rassismus im Fußball geäußert. Ihre Spieler knien sich vor jedem Spiel nieder und bekräftigen hiermit ihre Solidarität mit der Kampagne Black Lives Matter. Aber auch auf der Webseite des Vereins gibt es einen eigenen Bereich, der gegen den weltweiten Rassismus auftritt.
Der Exeter City FC unterscheidet sich auch hinsichtlich der Besitzstriktur von den anderen englischen Vereinen, denn der Verein ist im Besitz der eigenen Fans. Dies bedeutet, dass Exeter City, ganz im Gegensatz zu den meisten anderen Fußballvereinen, die sich in Privatbesitz befinden, den eigenen Anhängern gehört, und die dafür auch eine Abonnementgebühr zahlen. So können die Fans mitbestimmen, wie das Team geführt wird, und sich zu Ideen des Fairplay, Spielerverträgen und dem Medienauftritt einbringen.
Auch wenn Exeter City nach seinem Freundschaftsspiel gegen Brasilien nie große Erfolge einfahren konnte, so ist dieses Ereignis in der eigenen Geschichte bei den Fans tief verwurzelt und erfüllt alle Bürger Exeters mit großem Stolz. Es gibt jedoch noch viele andere Gründe, stolz auf dieses lokale Team aus Devonshire zu sein. Dazu gehört auch das Engagement für Gleichberechtigung und das Gemeinwohl. Das Match, als sie gegen Brasilien bestritten, ist eine der kuriosesten Geschichte des Weltfußballs, aber der Ruf als fürsorglicher Fußballverein lässt Exeter bis heute glänzen.