Corona-Maßnahmen – Wie geht es nach Ostern weiter?
Die aktuellen Maßnahmen, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen, gelten vorerst bis einschließlich 19. April. Bis jetzt ist noch unklar wie die Bundesregierung und die einzelnen Länder für die Zeit danach entscheiden werden.
Weiter mit den aktuellen Schutzmaßnahmen?
Um die Gesundheit der Bürger und Bürgerinnen weiterhin zu schützen, müssten die Strengen Auflagen weiterhin verfolgt werden. Momentan sind etwa 1.500 Menschen in Deutschland an COVID-19 gestorben. Zum Vergleich: Während der Grippewelle 2017/18 starben in Deutschland etwa 25.000 Menschen. Die Mortalität des Coronavirus liegt je nach Alter und Vorerkrankungen etwa zwischen 1-5%, wobei Viele die Infektion mit milden Symptomen nur sehr schwach erleben. Nur rund jeder Zehnte hat schwere Ausprägungen und muss ggf. stationär behandelt werden.
Allerdings resultiert aus den Schutzmaßnahmen das Problem, dass die Wirtschaft in unzähligen Bereichen massiv eingeschränkt wird. Viele Unternehmen kämpfen bereits nach weniger als einem Monat "Shutdown" um ihre Existenz.
Davon Betroffen sind nicht nur Selbständige und Unternehmer, sondern auch zahlreiche Angestellte. Diese bekommen, insofern sie nicht gekündigt wurden, zwar immer noch Gehalt, sind sie aber von Kurzarbeit betroffen, so bleiben ihnen je nach familiärer Lage nur 60-67% der vorherigen Nettoauszahlungen.
Besonders die Event- und Gastronomiebranche ist wegen Absagen und Schließungen betroffen, aber auch in der Industrie sind schwere Folgen zu erwarten. So wurde beispielsweise das Audi-Werk in Neckarsulm stillgelegt und Kurzarbeit für die Mitarbeiter angemeldet. Als einer der größten Arbeitgeber der Region Heilbronn sind allein im Audi-Werk Neckarsulm etwa 6.500 Mitarbeiter bis vorerst 19. April von der Kurzarbeit betroffen.
Nicht nur die Wirtschaft spürt die Folgen der Corona-Verordnungen, auch das Sozialleben der Deutschen leidet gerade. Auf das Treffen seiner Familie und Freunde weitestgehend zu verzichten, ist für viele sehr schwer. Glücklicherweise gibt es Dank moderner Technologien viele Wege, diese Treffen "digital" stattfinden zu lassen, eine echte Berührung kann dadurch jedoch nicht imitiert werden.
Besonders Alleinlebende oder psychisch labile Menschen sind in Zeiten von "Social Distancing" und Kontaktverbot gefährdet, beispielsweise wegen Einsamkeit an Depressionen zu erkranken. Freunde und Angehörige sollten sich, am besten per Telefon/Video, öfter bei den Betroffenen erkundigen und Hilfe anbieten.
Die Entwicklung eines Impfstoffes ist auch ein wichtiger Aspekt der Schutzmaßnahmen. Würde ein Heilmittel in absehbarer Zeit hergestellt werden können, könnte die Dauer der Schutzmaßnahmen besser eingeschätzt und zudem auch gerechtfertigter erscheinen. Da momentan noch keine Aussicht auf ein Heilmittel im Jahr 2020 besteht, treibt das teilweise Sorgen bei den Menschen auf.
Die Schutzmaßnahmen haben schwerwiegende Folgen
Eine Fortführung der aktuellen Schutzmaßnahmen würde die Wirtschaft weiter schwächen und einige Unternehmen in die Insolvenz treiben sowie das Sozialleben der Menschen stark beeinträchtigen und sogar psychische Erkrankungen fördern. Andererseits können durch die Schutzmaßnahmen zahlreiche Menschen vor einer Infektion geschützt und vor einem Tod durch COVID-19 bewahrt werden. Problematisch ist jedoch, dass die Ausbreitung des Virus trotz Schutzmaßnahmen weiter stattfindet und mittlerweile Ausmaße erreicht hat, die schwer unter Kontrolle zu bringen sind. Die Zahl der bestätigten Fälle hat nun auch in Deutschland die 100.000er-Marke geknackt, wobei weiterhin fraglich ist, wie groß die Dunkelziffer ist.
Welche Alternativen stehen im Raum?
Lockerung der Beschränkungen
Neben der Aufrechterhaltung der aktuellen Maßnahmen gibt es alternative Möglichkeiten. Viele Länder schauen gerade auf Schweden, wo im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, noch keine gesetzlichen Vorgaben gemacht wurden. Dort wurde lediglich um die Reduzierung der sozialen Kotakte und Einhaltung von Abstand zu anderen Menschen gebeten. Veranstaltungen finden teilweise statt, auch alle Geschäfte sind dort weiterhin geöffnet. Zuhause zu bleiben liegt im Ermessen der einzelnen Personen, wobei vor allem Kranke und Ältere diese Entscheidung treffen sollten.
Momentan ist die Lage in Schweden mit knapp 7.000 bestätigten Fällen und etwa 400 Toten noch nicht sehr angespannt, jedoch fürchten Mediziner in den nächsten Tagen einen regelrechten Ansturm auf die Krankenhäuser. Bereits jetzt sind dort Ärzte und Pflegekräfte aus Urlaub, Pension und co. zurückgekehrt, um dem erhöhten Aufkommen in der stationären Behandlung nachkommen zu können.
Wie sinnvoll die schwedischen Maßnahmen sind, kann man zum aktuellen Zeitpunkt also nur mutmaßen, die Auswirkungen werden sich wohl in den nächsten Tagen zeigen. Zumindest bleibt vorerst die Wirtschaft und das Sozialleben der Schweden einigermaßen intakt.
Aufhebung der Beschränkungen – Herdenimmunität
Eine weitere Möglichkeit ist die Aufhebung der Beschränkungen, also einer bewussten "Durchseuchung" der gesamten Bevölkerung. Experten sprechen hier von einer "Herdenimmunität", die besagt, dass, wenn ein Großteil der Bevölkerung eine Infektion überstanden hat und immun gegen den Erreger ist, folglich immer weniger Mitbürger dadurch angesteckt werden würden.
Laut Experten haben geheilte Patienten zwar einen Immunschutz in Form von Antikörpern, jedoch ist unklar, wie lange dieser bestehen bleibt. Aktuell wird von einer Zeit von etwa ein bis zwei Jahren ausgegangen. Da das Virus aber erst seit Januar aktiv untersucht wird, können hierzu noch keine sicheren Angaben getroffen werden.
Zur "Herdenimmunität" haben Experten geteilte Ansichten. Zwar würde eine Durchseuchung die Dauer der Pandemie verkürzen, jedoch auch einige Todesopfer und Folgeerkrankungen fordern. Selbst wenn Alte und Kranke besonders geschützt werden, besteht auch bei jungen und gesunden Menschen das Risiko der Sterblichkeit, obwohl es im Vergleich zur Risikogruppe geringer ist.
Es liegt nun an den Politikern die Risiken der jeweiligen Möglichkeiten abzuwägen und ggf. neue Lösungen zu finden. Welche Entscheidungen die Regierung in Zusammenarbeit mit verschiedenen Experten nach Ostern treffen wird, bleibt noch offen und somit spannend. MORITZ hält seine Leser auf dem Laufenden.