Kein Aufatmen nach einem schwierigen Jahr 2023: Die Konjunkturpronosen der Wirtschaftsjunioren Heilbronn-Franken für das Jahr 2024 sind geprägt von trüben Erwartungen und allgemeinem Pessimismus in den Unternehmen. Dennoch wird mit Appellen an die Politik versucht, Mut für das bevorstehende wirtschaftliche Jahr zu machen.
Für Elke Döring ist es mittlerweile die 13. Konjunkturumfrage – oft als »Unglückszahl« verschrien. Und auch wenn die Hauptgeschäftsführerin der IHK Heilbronn-Franken nicht abergläubisch ist, sei die Lage doch alles andere als rosig: »Die Wirtschaft und Industrie kommen einfach nicht zur Ruhe«, erklärt Döring. Nur noch rund 25 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als gut, 16,8 Prozent hingegen als schlecht – eine Steigerung zu den 14,9 Prozent im 3. Quartal 2023. Rund 30 Prozent fürchten eine Verschlechterung in dem kommenden Jahr. »Ich wünschte, ich hätte bessere Zahlen für Sie«, bedauert Döring.
Von einer Erholung der regionalen Wirtschaft war im vierten Quartal 2023 trotz einiger Lichtblicke keine Spur. Die Stimmung? Trübe bis mies. Eine Besserung? Bislang nicht in Sicht. Besonders schwer betroffen sei die Lage im Einzelhandel und im Bau – bei letzterem liege sogar die schlechteste Lageeinschätzung seit 2006 vor. Inflation, Kriege und politische Fehlentscheidung führe bei den Unternehmen zu Geschäftserwartungen tief im Minusbereich, so Döring, was auch negative Auswirkungen auf erwartete Inlandsinvestitionen – ein zentraler Faktor für eine gesunde Wirtschaft in Deutschland und der Region – habe: »Ob es uns gefällt oder nicht – wir dürfen die Augen davor nicht verschließen.« Sie warnt, eine »Weiter so«-Haltung würde das Land über kurz oder lang in die Rezession führen. Gefordert werden vor allem Digitalisierungsprozesse sowie ein Abbau bürokratischer Hürden. »Der Motor stottert eine ganze Weile schon, was es jetzt braucht, ist Tempo«, fasst Elke Döring die Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage zusammen.
Fred Schulze, Leiter der Audi-Werks in Neckarsulm, schlug einen etwas positiveren Ton an: »Insgesamt waren die Ergebnisse 2023 bei uns besser als prognostiziert.« Dies führe er unter anderem auf eine Stabilisierung der Lieferkosten und eine US-Bankenkrise, die nicht so hart ausgefallen sei wie befürchtet, zurück. Trotzdem weist auch Schulze darauf hin, dass die Industrie in Deutschland stagniert. Insbesondere das deutsche Exportmodell sei zum Erliegen gekommen: »Länder schotten sich ab und das führt zu einem schwachen Außenhandel – etwas worin Deutschland eigentlich immer stark war.« Für 2024 seien keine konjunkturellen Impulse zu erwarten; während weltweit eine steigende Anzahl an PKW-Neuzulassungen für 2024 prognostiziert wird, sei der Trend in Deutschland eher rückläufig. Schulze resümiert: »Nur innovative Produkte werden zukünftig Kunden überzeugen.«
Dr. Alexander von Preen, Präsident des Handelsverbands Deutschland (HDE), betont, dass insbesondere der Einzelhandel in den vergangenen Jahren wenig zu lachen gehabt habe. Die hohe Inflation habe enorme Auswirkungen auf den Konsum. Dabei kritisiert er aber auch, dass viele nach wie vor verfügbare Vertriebswege nicht nutzen würden, insbesondere im Blick auf Online-Handel. Für 2024 erwarte der HDE eine leichte gesamtwirtschaftliche Erholung, das hohe Preisniveau hingegen werde bleiben: »Die Unsicherheit bei Unternehmern und Verbrauchern ist hoch. Es braucht verlässliche Energiepreise, weniger Regulierung und Bürokratie sowie flexible Arbeitsbedingungen.«
Auch Ralf Hirschfeld, Vorstandsvorsitzender der Hoerner-Bank spricht von negativen Entwicklungen in seiner Branche. Die Zinsentwicklung der Europäische Zentralbank (EZB) sei rapide in die Höhe gestiegen. Für eine Zinswende 2024 sehe er enorme Risiken, »insbesondere durch kräftiges Lohnwachstum, überzogene Markterwartungen, höhere Steuern und Abgaben und nicht zuletzt durch geopolitische Risiken.«
Die ernste Lage im Bau sei in Heilbronn glücklicherweise ein wenig abgemildert, berichtet Dipl.-Ing. Eberhard Köhler, Geschäftsführer von Schneider Bau: »Hier gibt es viele Maßnahmen und die Investoren und Impulsgeber sind vorhanden.« Als positives Beispiel nennt er den aktuellen Bau des Ipai-Innovationspark Künstliche Intelligenz. Trotzdem stehe die Branche vor einer schwierigen Lage mit zahlreichen Herausforderungen, die dringend angegangen werden müssen, denn: »Die gewünschte Verkehrs- und Energiewende braucht eine entsprechende Infrastruktur.« Ein geebneter Weg bedeute keine bürokratischen Hürden, sowie Kreativität, Kommunikation und Lösungsdenken, so Köhler. Er fasst zusammen: »Wir müssen die Zukunft bauen.«