Der Lockdown bleibt noch mindestens bis zum 20. Dezember bestehen. Restaurants bleiben geschlossen, Veranstaltungen finden nicht statt. MORITZ-Redakteur Riccardo Terrasi hat mit Veranstaltern und Gastronomen der Region gesprochen. Sie schildern ihre Lage als prekär – einige äußern aber auch Optimismus.
Benjamin Horn, Biergarten Saline, Bad Friedrichshall
Wie würden Sie Ihre aktuelle Situation schildern?
Der aktuelle Lockdown trifft uns als »Sommergastronomie« nicht so hart wie andere in der Branche. Der Winter ist immer unsere »Saure-Gurken-Zeit«, in der wir kämpfen müssen. Uns fehlen die Weihnachtsfeiern schon sehr. Die Maßnahmen sind teilweise übertrieben bzw. unbegründet. Es fehlt unserer Regierung an transparenz, und die Antwort auf die Frage, WARUM man sich zu so einer Maßnahme entschieden hat. Warum werden Gastronomiebetriebe als Pandemietreiber festgestellt? Wo sind hier die Belege dafür? Große Menschenansammlungen zu vermeiden, ist sinnvoll. Gastronomen, die sich aber intelligente Sicherheitskonzepte ausgedacht und umgesetzt haben, sollten dafür nicht bestraft werden. Damit ist niemandem geholfen. Ich gehe davon aus, dass sich die Leute jetzt eben zu Hause treffen.
Hatten Sie nach dem ersten Lockdown in Sicherheitsmaßahmen investiert?
Nach dem ersten Lockdown hatten wir ein ausgefeiltes Sicherheitskonzept im Biergarten. Das hat Zeit und Geld gekostet. Jetzt, vor dem zweiten Lockdown, haben wir nicht viel in Sicherheit investiert, da wir mit einer weiteren Schließung gerechnet hatten. Wir haben unser ganzes Engagement und Investitionen in den Saline-Lieferdienst gesteckt. Das zahlt sich jetzt aus. Der hält uns am Leben.
Wieweit hat Ihr Geschäft 2020 bisher unter den Einschränkugen gelitten?
Wir hatten einen relativ guten Sommer. Also für eine Ausnahmesituation. Wir sind nicht auf dem Niveau wie sonst, aber es hätte auch wesentlich schlechter laufen können... Und trotzdem haben auch wir Umsatzeinbußen hinnehmen müssen.
Konnten Sie staatliche Finanzhilfen wie die »Novemberhilfe« in Anspruch nehmen?
Von der Novemberhilfe habe ich bisher wenig gesehen... Ich bin gespannt, wann diese denn dann beantragt werden kann bzw. bis wann diese zum Abruf bereit steht. Helfen wird es in jedem Fall. Ganz zu Beginn konnten wir die erste Coronahilfe in Anspruch nehmen – unsere Ausfälle konnte sie aber nicht ausgleichen.
Was würden Sie sich wünschen?
Eine zügige Öffnung der Gastronomie wäre in jedem Fall wünschenswert. Und trotzdem finde ich Kontrolle und Vorsicht sehr wichtig und sinnvoll.
André Weber und Vlad Stoenescu, Heilbronner Brauhaus
Wie beurteilen Sie den aktuellen Lockdown?
Der Lockdown ist schlecht, aber leider notwendig. Meiner Meinung nach waren und sind die jetzigen Maßnahmen nicht ausreichend, um die Infektionszahlen zu senken.
Hatten sie in Sicherheitsmaßnahmen investiert?
Wir haben wie alle anderen auch das Hygiene-konzept anpassen müssen und zum Beispiel Desinfektionsmittelspender gekauft und die Lüftungsanlage auf reine Frischluftzufuhr umgerüstet und mit UV-Filter versehen.
Wieweit hat Ihr Geschäft 2020 bisher unter den Einschränkungen gelitten?
Wir können seit dem ersten Lockdown unsere Betriebskosten nicht mehr erwirtschaften.
Hilft Ihnen die »Novemberhilfe«, also 75 Prozent des Umsatzes von November 2019?
Ja, im Moment hilft alles, was wir an Geldern bekommen. Aber ob es reichen wird, ist die Frage. Auch Überbrückungshilfen konnten wir in Anspruch nehmen. Die Hilfsmaßnahmen können die Ausfälle aber bei Weitem nicht ausgleichen.
Christo Symeonidis, Wild Bill‘s Saloon, Mosbach
Wie beschreiben Sie Ihre derzeitige geschäftliche Situation?
Geschäftlich ist es momentan sehr schlecht. Durch die coronabedingte Schließung fällt einiges an Umsatz weg. Unser Liefer- und Abholservice kann die Einbrüche nicht auffangen, derzeit arbeiten wir bestenfalls kostendeckend. Wie lange man diese Situation wirtschaftlich durchstehen kann, ist schwer abzuschätzen. Bei mir sind acht Leute beschäftigt, einschließlich der Aushilfen sind es zwölf. Für die Mitarbeiter habe ich eine Verantwortung, sie haben Familien. Da muss man schauen, dass man diesen Leuten auch hilft. Man versucht eben, die Einbrüche soweit wie möglich durch Eigenkapital aufzufüllen. Aber wie lange soll das so gehen?
Halten Sie die Finanzhilfen für die Gastronomie für ausreichend?
Sie ist auf jeden Fall eine große Hilfe, ob sie aber ausreicht, ist eine andere Frage. Grundsätzlich finde ich es gut, dass uns geholfen wird mit den 75 Prozent des Umsatzes vom November 2019. Wir müssen natürlich sehen, wie viel davon wieder abgezogen wird. Verglichen zu anderen Ländern macht Deutschland das schon sehr gut, finde ich. Was mir allerdings missfällt, ist, dass der Lockdown weitestgehend auf die Gastronomie und die Eventbranche begrenzt wird. Meiner Meinung nach wäre ein Kompletter Lockdown für drei oder vier Wochen deutlich sinnvoller, als der aktuelle »Lockdown light«. Für mich ist das nicht zielführend. Dadurch wird die Corona-Situation nur hinausgezögert.
Glauben Sie, dass viele Gastronomiebetriebe diese Krise nicht überstehen werden?
Die Restaurants, die bereits vor der Krise nicht gut liefen, werden es wahrscheinlich nicht überleben. Aber die Einrichtungen, die auch zuvor einigermaßen liefen, die können es vielleicht noch aushalten, wenn sie bereit sind, Leistungen aus dem Privatkapital zu erbringen. Die, denen es bereits schlecht ging, werden es nicht überleben. Ein Kollege von mir sagte mir kürzlich, er wisse nicht, ob er die Zeit bis Januar noch überstehen wird. Das, was die Gastronomie ausmacht, das gesellige Zusammensein, das Ambiente – das alles entfällt jetzt.
Wie fühlt sich das an als Gastronom?
Ich habe in meinem Restaurant 160 Sitzplätze. Und wenn ich dort bin und die leeren Räume sehe, macht mich das traurig. Da kommt man schon ins Grübeln, ob es dann nach dem Lockdown auch wieder normal weitergehen kann.
Was möchten Sie noch loswerden?
Wenn wir bald wieder aufmachen dürften, das wäre sehr schön. Wie gesagt: Ich bin eher für einen eher radikaleren Lockdown. Das, was jetzt gemacht wird, ist eine Salamitaktik, wodurch nur alles hinausgezögert wird.
Nancy Bach, Schnitzel Charly, Bad Friedrichshall
Wie beurteilen Sie den aktuellen Lockdown?
Geschäftlich beurteile ich die Situation als sehr, sehr schwierig. Es war natürlich kein gutes Geschäft im November. Wir bieten täglich To-Go an, damit können wir uns über Wasser halten. Grundsätzlich halte ich die Maßnahmen nicht für schlecht. Ich möchte nicht in der Situation der Politiker stecken und diese Entscheidungen treffen müssen. Natürlich stellt sich angesichts der hohen Corona-Zahlen die Frage, ob die bisherigen Maßnahmen überhaupt gefruchtet haben. Aber meiner Meinung nach hätten die Hygienemaßnahmen in der Gastronomie gut funktioniert, so die Personenbegrenzungen und die zusätzlichen Trennwände und so weiter.
Das heißt, Sie haben Maßnahmen ergreifen können, um die Umsatzeinbußen abzufedern?
Dass mein Geschäft überhaupt geöffnet ist, mache ich hauptsächlich aus sozialen Gründen – wegen meiner Mitarbeiter. Ich glaube kaum, dass ich im November oder Dezember Gewinne erwirtschaften kann. Aber aus einer Verantwortung meinen Mitarbeitern und auch meinen Lieferanten gegenüber ist es letztlich besser, die Leute arbeiten zu lassen, auch wenn ich dabei vielleicht etwas aus eigenem Anteil drauflege. Ich erhoffe mir aber kaum, dass dabei Gewinn übrigbleibt. Meine Mitarbeiter und Lieferanten sind dankbar, dass sie etwas zu tun haben und wir sind froh, etwas verkaufen zu können.
Wie äußern sich Ihre Kunden?
Von denen erhalten wir viel Zuspruch. Wir haben ohnehin schon sehr viel Stammkundschaft, uns gibt es seit achtundvierzig Jahren. Das spricht für sich und auch für unsere Gäste. Und die sind dankbar, dass wir den Abholservice anbieten. Die Resonanz ist dabei ganz toll, die Gäste unterstützen uns sehr.
Steht zu befürchten, dass die Corona-Krise zu einem Aussterben vieler Gastronomiebetriebe in Deutschland führen wird?
Insgesamt denke ich nicht. Wir haben in Deutschland eine Stehaufmännchen-Mentalität. Wenn der Schock vorüber ist und wir die Pandemie durch Impfungen in den Griff bekommen haben, wird es weitergehen. Ohne Optimismus kommt man nicht weiter. Ich rechne derzeit ungefähr mit März 2021. Ich habe mich jetzt darauf eingestellt, dass es im April wieder weitergeht. Natürlich: Die kleineren Gastronomiebetriebe, die sich ohnehin schon etwas schwerer getan haben, wird es vielleicht bald nicht mehr geben. Auch die, die bereits am Limit waren und sich vielleicht durch Investitionen verschuldet haben, werden es vielleicht nicht packen. Aber es gibt sicher sehr viele, die diese Zeit überleben.
Julia Blatter, Livemacher, Besigheim
Wie beurteilen Sie die aktuelle Lockdown-Phase?
Für uns als Veranstalter ist die aktuelle Phase natürlich sehr deprimierend. Die Veranstaltungsbranche wird immer auf die lange Bank geschoben. Dabei sind wir die sechstgrößte Branche in Deutschland. Einschränkungen sind für uns alle verständlich und nachvollziehbar. Nur wie und für wen – das sollte nachvollziehbar sein und erklärt werden. Denn einige Branchen werden hinten angestellt, obwohl diese tolle Hygienkonzepte und Investitionen vorlegen können. Ich möchte jedoch nochmals auf das tolle Verständnis (fast) aller Ticketkäufer und auch unserer Partner hinweisen. Hier halten wirklich alle zusammen und versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.
Wie geht man als Veranstalter emotional mit einer solchen Extremsituation um?
Es zieht einen auch emotional runter wenn man auf Events hinarbeitet, viel Arbeit investiert und dann wieder alles über Bord werfen muss. Man überlegt sich, ob die Arbeit aktuell noch Sinn macht. Vor allem, weil es keine Planungssicherheit gibt. Trotzdem versuchen wir positiv zu denken und konzentrieren uns bereits auf die nächsten Jahre und nutzen die Zeit, indem wir die Planung für das Booking vorantreiben.
Konnten Sie bislang Finanzhilfe in Anspruch nehmen?
Auch wir haben finanzielle Hilfe vom Staat erhalten – einerseits durch die Kurzarbeiterhilfen und die Überbrückungshilfen für die Monate, in denen der Umsatzeinbruch groß war. Die staatliche finanzielle Unterstützung ist natürlich kein voller Ausgleich der Umsatzeinbußen, aber es konnte ein wenig helfen über die Runden zu kommen.
Was müsste Ihrer Meinung nach noch unternommen werden, um der Branche zu helfen?
Ganz wichtig ist eine Planungssicherheit für die nächsten Monate. Momentan entscheiden wir im Wochen- oder Monatstakt, wie wir weiter vorangehen und warten neue Regelungen ab. Zudem sind die finanziellen Hilfen für die Monate, in denen ein Veranstaltungsverbot ausgesprochen wird, sehr wichtig. Wir wünschen uns, dass die Politik nicht immer nur Angst und Schrecken verbreitet um dadurch die zum Teil unlogischen und oft schwer nachzuvollziehbaren Maßnahmen bei den Bürgern zu rechtfertigen. Angst war schon immer ein schlechter Berater. Es ist an der Zeit den Menschen auch mal wieder etwas Mut zu machen und auch positive Perspektiven aufzuzeigen.
Ralf Stegmann, xmedia, Heilbronn
Veranstaltungen sind ein wichtiger Teil ihrer Dienstleistungen. Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation aus Ihrer Perspektive?
Die Situation ist seit Februar dieses Jahres eine Katastrophe, es finden keine Veranstaltungen und Messen statt. Damit entfallen auch andere Dinge, die sich um Veranstaltungen ranken, seien es Einladungen, Anzeigen oder Give-Aways.
Halten Sie diese Maßnahmen für fair?
Das ist eine ganz schwierige Frage. Es steht außer Frage, dass Maßnahmen ergriffen werden müssen. Hotspots belegen immer wieder, dass dieses Virus nicht zu unterschätzen ist. Wenn man sich ein bisschen mehr damit beschäftigt oder sich mit betroffenen Menschen unterhält, dann merkt man, dass es ein sehr ernstzunehmendes Virus ist. Von daher meine ich, dass Maßnahmen auf jeden Fall gerechtfertigt sind. Ob nun jede einzelne Maßnahme in diesem Sinn oder in dieser Art hätte beschlossen werden müssen, das weiß ich nicht und kann es schlecht beurteilen. Es wird sicherlich immer Verlierer und Gewinner geben bei solchen großen Entscheidungen. Zu den Verlierern gehören eben jetzt ganz eindeutig die Veranstaltungsbranche, an der sehr viele Arbeitsplätze hängen. Aber ich kann auch nicht sagen, wie man es hätte besser machen können.
Haben Sie das Gefühl, dass die Regierung genug unternimmt, um gerade der Veranstaltungsbranche in dieser Zeit auch finanziell unter die Arme zu greifen?
Da ist noch ein ganz großes Defizit, das betrifft jetzt aber nicht nur die Veranstaltungsbranche, sondern das betrifft im Moment mehr oder minder alle, die mit dem Lockdown zu kämpfen haben. Im zweiten Lockdown soll es jetzt Novemberhilfen geben, aber wann die ausbezahlt werden und wie und ob überhaupt, das steht ja auch noch in den Sternen. Da sind auch meiner Meinung nach nach viel zu hohe Hürden aufgebaut worden. Ich würde sagen, dass man zwar vom Prinzip her gute Absichten hat, aber die Umsetzung ist meines Erachtens schlecht.
Wie blicken Sie in die Zukunft?
Sehr viele Unternehmen werden spätestens nächstes Jahr in wirklich große Schwierigkeiten kommen. Die Umsätze sind ja prozentual so runtergebrochen. Die Kurzarbeit hat man ja nun verlängert bis auf Ende 2021, das wird sicherlich einige Unternehmen und Arbeitsplätze erstmal retten, dann müssen wir natürlich hoffen, dass der Impfstoff auch anschlägt und wir halbwegs im normalen Schritt in so etwas wie eine Normalität wieder reinkommen können. Das einzige ist eigentlich, dass wir den Mut und den Optimismus nicht verlieren dürfen. Es bringt nichts, uns gegenseitigen Schuldzuweisungen hinzugeben oder einzelne Menschen dafür verantwortlich zu machen, sondern es ist ein nicht kalkulierbares Risiko. Ich glaube nicht daran, dass irgendjemand ein Interesse daran hat, unsere Grundrechte zu verändern und unsere Zukunft auch weiterhin einzuschränken. Ich glaube daran, dass wir in ein normales Leben wieder zurückkehren werden, sobald der Virus bekämpft ist.
Steffen Schoch, Heilbronn Marketing
Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation aus geschäftlicher Perspektive?
Die Situation im Veranstaltungsbereich wird immer prekärer und auch immer unsicherer. Und es zeigt sich immer mehr, dass uns diese Unsicherheit noch weit ins Jahr 2021 begleiten wird. Für uns werden wir schon frühzeitig die Weichen stellen und Veranstaltungen auch für das kommende Jahr aus dem Veranstaltungsportfolio nehmen, überall dort, wo viele Menschen zusammenkommen würden.
Befürchten Sie ein massives Aussterben der Kulturlandschaft in unserer Region?
Ich glaube nicht, dass man von einem massiven Aussterben sprechen kann. Ich denke, Künstler sind Kämpfer und sie können mit Veränderungen stets sehr gut umgehen. Sie sind kreativ und erfinden sich immer wieder neu. Ich setze darauf, dass diese Kreativität erhalten bleibt und sich auch neue Ideen entwickeln. Aber ich glaube auch, dass wir alle als Gesellschaft diesem Thema sehr viel demütiger begegnen werden. Sicherlich wird es Umverteilungen geben: Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Und ich glaube, Demut steht uns gut zu Gesicht, als erfolgreiche Gesellschaft Mitteleuropas, die immer an Wachstum um jeden Preis glaubt. Für manche Themen werden wir in Zukunft sicher empfänglicher sein: Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit, soziales Miteinander. Ich denke, wenn man dieser Krise etwas Gutes abgewinnen kann, dann ist es vielleicht, dass man wieder auf ein vernünftiges Maß zurückkommt.
Wie erleben Sie diese Pandemie emotional?
Als städtische Gesellschaft haben wir den kleinen Vorteil, dass wir zumindest unsere Arbeitsplätze gesichert haben. Das erleichtert schon einiges, auch im Umgang untereinander. Wenn ich an die freie Wirtschaft denke, dort sieht es um einiges schwieriger aus. Natürlich bedeutet auch bei uns die Kurzarbeit Gehaltseinschränkungen. Am Ende fehlt dann Geld, das für die Dinge im Leben verwendet wird, die Spaß machen, wie Essengehen, Urlaub oder besondere Anschaffungen zwischendurch. Auch geht man sehr viel sensibler miteinander um, man spürt, dass die Toleranzgrenze immer geringer wird. Die Heilbronn Marketing hat über 60 Mitarbeitende, bei jedem und jeder einzelnen stehen Familien dahinter. Die Kinderbetreuung ist mitunter ein Problem. Bei manchen ist der Arbeitsplatz des Partners bedroht – Diese Themen beschäftigen uns sehr. Und dabei hilft eigentlich nur, sehr viel miteinander zu sprechen.
Wie blicken Sie in die Zukunft?
Ich denke, eine Krise birgt auch immer viele Chancen. , dass wir in Heilbronn gute Chancen haben, beim Restart wieder gut mit dabei zu sein. Es geht jetzt darum, Heilbronn erlebbar zu machen, und vielleicht auch wegzugehen von der klassischen Dominanz von Großveranstaltungen oder zumindest Alternativen zu entwickeln. Insofern ist meine Perspektive nicht ganz düster, aber eine große Unsicherheit ist da.
Heiko Volkert, Music Plus, Pfedelbach
Halten Sie die aktuellen Hilfsmaßnahme der Regierung für ausreichend?
Das ist natürlich schwierig zu beantworten. Die Kernfrage ist: Wo soll das Geld herkommen? Grundsätzlich kann ich die Entscheidung verstehen. Die Pandemie ist gefährlich und muss eingedämmt werden. Aber es ist schwierig für die Regierung, das Geld zu finden, um alle angemessen für ihre Ausfälle zu kompensieren. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Es sind immer vollmundige Ankündigungen, bei denen großzügige Kompensationszahlungen versprochen werden, aber am Ende ist doch alles eher überschaubar.
Welche Maßnahmen würden Sie sich konkret wünschen, um der Veranstalterbranche zu helfen?
Aktuell fehlt einfach die Perspektive. Es wäre wichtig, eine bestimmte Planungssicherheit zu ermöglichen, das ist momentan natürlich sehr schwierig. Ich empfinde die Zahlung von 75% des Vorjahresmonats-Einkommens durchaus als faire Sache. Aber bislang gibt es noch kein Formular, mit dem man diese Zahlungen beantragen kann. Da gibt es noch Nachholbedarf.
Halten Sie die Maßnahmen der Regierungen für angemessen?
Es ist natürlich schwierig, dass es die Gastronomie-, die Sport- und die Eventbranche besonders hart trifft. Aber ich glaube, es geht einfach um den psychologischen Faktor: Die Leute sollen sich nicht treffen. Gerecht finde ich es zwar nicht, aber es ist auch schwierig eine Entscheidung zu treffen, die allen gerecht wird. Ich finde die Lösung mit den 75 Prozent fairer, als eine Öffnung mit nur 30 Prozent Besucherkapazität zu erlauben – damit macht man nämlich noch mehr kaputt. Halblebendig Veranstaltungen durchführen macht keinen Sinn.
Was konkret finden Sie nicht gerecht?
Es wird so getan, als wären die Gastronomie und die Eventbranche die Treiber der Pandemie. Ich war aber schon in so manchem Ikea, der voller ist als jede Eckkneipe. Ich glaube, man kann das Ganze auch in den jetzt geschlossenen Locations eigentlich ganz gut kontrollieren. Auf der anderen Seite kann sich auch kein Staat leisten, alles auf Dauer zu schließen. Daher denke ich, dass die aktuellen Regeln durchaus nachvollziehbar sind.