Der gemeinnützige Naturschutzverein AMAP e.V. lud in die Stadthalle Reutlingen ein, um kulturelles Happening mit Natur- und Klimaschutz zu verbinden. Star-Moderator Markus Lanz hielt eine aufwendig produzierte Multivisionsshow, bei der er erstmals seine beindruckenden Fotos und Filmaufnahmen aus Grönland präsentierte.
Die Zerstörung von Lebensraum ist ein Thema, das Sie auch auf ihren Reisen beobachten. Haben Sie einen Moment, der Ihnen besonders vor Augen geführt hat, wie wichtig der Schutz von Lebensraum ist? Für mich war es ein Moment in Alaska, wo ich es vor Ort beobachtete, wie ein Eisbär versucht hat, über das matschige Eis zu kommen, das einfach nicht mehr richtig getragen hat, und er erschöpft zusammenbrach. Als ich zurückkam, sah ich hier die Meldungen, dass dort Dutzende von Eisbären ertrunken sind, weil sich das Eis damals so weit zurückgezogen hatte. Das ist natürlich ein riesiges Problem. Ich habe selbst gesehen wie viel Energie dieses Tier darauf verwendet irgendwie an Nahrung zu kommen. Da kriegst du eine Idee davon, wie hart das ist und wie fragil das alles geworden ist. Bei uns zu Hause in den Alpen sieht man es ja auch. Wenn man über Klimaveränderungen spricht, frage ich immer die Leute, die ideologisch unverdächtig sind: zum Beispiel alte Bauern oder Inuit-Jäger. Ich hatte neulich ein interessantes Gespräch mit einem jungen Bauern, der eher so aus der Abteilung »Klimawandel ist eine grüne Fantasie« ist. Er sagte: »...aber ich muss schon zugeben, dass wir da ein Thema haben«. Da dachte ich mir: »Zugeben« ist ein interessantes Wort in diesem Zusammenhang.
Woher kommt Ihre Faszination für die Naturfotografie? Es ist tatsächlich einfach die Möglichkeit, an Orte zu kommen, die man sonst so nicht erreicht und die Chance, dort ein Stück Welt festzuhalten, von dem man weiß: Da kommt man wahrscheinlich nie wieder hin. Die Arktis ist ja auch sehr viel Wetter: viel Feuchtigkeit, viel Niederschlag, viel Nebel, viele verschiedene Stimmungen, Sonne, die wieder durchbricht und so weiter. Ein und derselbe Ort ist immer wieder anders und immer wieder neu. Das ist auch das, was man in den Bergen hat und was mich so fasziniert. Spannend ist auch, dass wenn wir jetzt zu zwanzig Leuten sagen: »Mach bitte ein Foto von dieser Situation«, du gibst ihnen die gleiche Kamera und das gleiche Objektiv, dann wirst Du am Ende zwanzig verschiedene Fotos haben.
Was fotografieren Sie am liebsten? Eindeutig Menschen. In meinem Vortrag war viel Naturfotografie, aber in den letzten Jahren habe ich mich sehr, sehr viel mit Sozialreportage beschäftigt, eine ganz andere Art von Fotografie, viel auch Schwarzweiß. Ich habe das Gefühl, das ist im Moment die zeitgemäßere Antwort, statt nur reine Landschaftsfotografie zu machen. Das haben auch, glaube ich, viele verstanden. Es geht nicht darum zum wiederholten Mal spektakulär Eisbären zu fotografieren, sondern es geht darum den Kontext zu zeigen und das ganze Bild zu zeichnen. Das Zusammenspiel zwischen Mensch und Eisbär, die Frage, was er für die Umwelt bedeutet, was es für Menschen bedeutet, wenn er verschwindet.
Sämtliche Erlöse des Events flossen in die Wald- und Klimaschutzprojekte des Veranstalters AMAP e. V. (Almada Mata Atlântica Project) zum Schutz des Mata-Atlântica- Regenwalds, Heimat der Goldkopflöwenäffchen, an der brasilianischen Kakaoküste.