Die Wirtschaft hat sich beruhigt, doch für ein Aufatmen ist es noch zu früh. Zu diesem Schluss kamen die Referenten der Wirtschaftsjunioren Heilbronn-Franken eG im Rahmen ihrer Konjunkturprognosen für das Jahr 2023. Vor rund 300 geladenen Gästen gaben Vertreter der IHN Heilbronn Franken, der Stadtwerk Tauberfranken GmbH, der Bechtle AG, der Volksbank Main-Tauber eG sowie der Stimme Mediengruppe einen auf ihre jeweilige Branche bezogenen Rückblick auf den wirtschaftlichen Verlauf im vergangenen sowie einen Ausblick auf zu erwartende Entwicklungen im neuen Jahr.
»Es ist ein Jahresstart mit Hoffnungsschimmer«, eröffnete Elke Döring, Hauptgeschäftsführerin der IHK Heilbronn-Franken, bei der Vorstellung der Konjunkturumfrage für das letzte Quartal 2022. Unter den 376 befragten Unternehmen aus der Region sei ein verhaltener Optimismus spürbar. 42,3 Prozent bezeichnen demnach ihre aktuelle Lage in der regionalen Gesamtkonjunktur als »gut«, 49,1 Prozent als »befriedigend«, während 8,6 Prozent die Lage als »schlecht« bewerten. Ein Aufwärtstrend im Vergleich zu den vergangenen Jahren: »Viele Betriebe atmen auf, weil die befürchtete tiefe Rezession bisher ausgeblieben ist«, so Döring. Trotzdem gelte nach wie vor keine Entwarnung: »Es ist zu früh für Entspannung und es ist viel zu früh für ein Weiter so!«
Als entscheidende Wachstumsbremsen werden der Fachkräftemangel sowie die steigenden Energiepreise genannt. Auch Rohstoffpreise sowie die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung sorgen dafür, dass der wirtschaftliche Ausblick auf 2023 trotz positiver Aspekte insgesamt eher durchwachsen ausfalle, so Döring. Während die Industrie eine leichte Aufwärtsbewegung verzeichnen könne, sei vor allem im Baugewerbe die Stimmung eher verhalten – regionale Baufirmen rechnen 2023 mit schlechteren Geschäften, der Wohnungsbau sei komplett abgestürzt. Die »neue Normalität« sorge in allen Bereichen für eher verhaltene Planungen im neuen Jahr. Benötigt werde eine Belebung statt lediglich einer Beruhigung der Lage. »Die Lage bleibt weiterhin ernst«, fasst Elke Döring zusammen.
Zu diesem Schluss kamen auch die geladenen regionalen Referenten aus den unterschiedlichen wirtschaftlichen Bereichen. Paul Gehrig, Geschäftsführer der Stadtwerk Tauberfranken GmbH wies auf das Ziel des Unternehmens hin, bis 2030 klimapositiv zu werden. »Die Wahrheit ist, dass der Primärenergieverbrauch nur zu 17 Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt ist.« Bis 2045 müssen allerdings rund 80 Prozent der fossilen Energieträger ersetzt werden – »eine enorme Herausforderung, vor der wir alle stehen«, so Gehrig. Dr. Thomas Olemotz, Vorstandsvorsitzender der Bechtle AG, erklärte, dass die Digitalbranche insgesamt gut in das Jahr gestartet sei: »Die digitale Transformation führt zu nachhaltigen Wachstumsimpulsen, die sich auch in der gesamten regionalen Wirtschaft bemerkbar machen.« Doch trotz einer grundsätzlichen Zuversicht, was 2023 angeht, mache sich auch hier die Kosteninflation und der Fachkräftemangel bemerkbar – einen Umstand, der auch Michael Schneider, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Main-Tauber eG teilt. Diese setze, so Schneider, 2023 auf Modernisierung, unter anderem durch einen Standortwechsel, sowie auf Nachhaltigkeit. Marc Becker, Geschäftsführer der Stimme Mediengruppe betonte, das starke Geschäftsmodell der Tageszeitungsverlage sorge dafür, dass trotz sinkender Printauflage so viele Menschen erreicht werden wie noch nie. Die größteHerausforderung hingegen seien steigende Papier- und Energiekosten sowie der Mindestlohn, der es schwierig mache, Zusteller in Teilzeit anzustellen.
Die Wirtschaftsjunioren Heilbronn-Franken sind Selbstständige und angestellte Jungunternehmer zwischen 21 und 40 Jahren und kommen aus Wirtschafsunternehmen des Industrie- und Handelskammerbezirks Heilbronn-Franken. Mit über 200 Mitgliedern sind sie der bundesweit mitgliederstärkste WJ-Kreis. Die Wirtschaftsjunioren Heilbronn-Franken sind in die vier Regionalgruppen Heilbronn, Hohenlohe, Main-Tauber und Schwäbisch Hall-Crailsheim unterteilt und aktiv.