Trotz der andauernden Corona-Pandemie wurde in Heilbronn im Jahr 2021 die Stadtentwicklung weiter vorangetrieben – besonders bei Themen wie Nachhaltigkeit oder Digitalisierung wurden entscheidende Fortschritte erzielt. Im Interview mit MORITZ-Redakteur David Gerhold gibt Oberbürgermeister Harry Mergel vor der Wahl im Februar einen Jahresrückblick.
Herr Mergel, auch 2021 war ein von vielen Herausforderungen geprägtes Jahr. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?
Harry Mergel: Teils hochzufrieden, weil wir wichtige Projekte der Stadtentwicklung voranbringen konnten, aber natürlich auch ernüchtert, weil uns die Corona-Pandemie erneut ausgebremst hat. Beispielsweise war es für mich eine unheimlich schwere Entscheidung, den Weihnachtsmarkt abzusagen, besonders mit Blick auf die Händler und Imbissbetreiber, aber auch mit Blick auf alle, die sich auf einen Besuch mit Freunden und Bekannten oder der Familie gefreut hatten. Auf jeden Fall bin ich sehr dankbar, dass wir in Heilbronn einen starken gesellschaftlichen Zusammenhalt haben und ein großes ehrenamtliches Engagement und Mäzenatentum bauen können.
Welche Aspekte standen für Sie besonders im Vordergrund?
Harry Mergel: Drei Dinge standen für mich im Vordergrund: dass die Stadtentwicklung trotz Corona-Pandemie ungebremst weitergeht und wir unsere Ziele in den so drängenden Handlungsfeldern Klimaschutz, Mobilität, Wohnen, Bildung und Transformation der Wirtschaft konsequent umsetzen.
Zweitens war uns klar, dass Impfen die wichtigste Waffe im Kampf gegen die Pandemie ist. Deswegen haben wir viel Man Power in unser Kreisimpfzentrum gesteckt und auch nach dessen Schließung nicht gezögert, zunächst auf eigene Rechnung den Impfbus zu betreiben. Dabei hat uns die große Unterstützung der Ärzteschaft und vieler Ehrenamtlicher sehr geholfen. Nur gemeinsam konnten wir es schaffen, unser Impfangebot – auch in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit des Impfstoffes - stetig flexibel anzupassen und auf nunmehr drei Stellen auszuweiten.
Schließlich war für mich ganz zentral, dass wir mit denjenigen, die von der Pandemie besonders getroffen sind, solidarisch sind und sie, soweit es in unseren Möglichkeiten steht, unterstützen. Dafür haben wir bereits im März das 4-Millionen-Euro-Kraftpaket zur Belebung der Innenstadt nach dem Lockdown sowie ein eine Million Euro umfassendes Hilfspaket auf den Weg gebracht, von dem Vereine, Organisationen und Initiativen, aber auch der Einzelhandel, die Gastronomie und Dienstleistungen profitieren konnten.
Die Corona-Pandemie war weiterhin ein bestimmendes Thema. Inwieweit hat sich unter diesem Aspekt das Jahr 2021 von dem Vorjahr unterschieden?
Harry Mergel: Ein fundamentaler Unterschied ist, dass uns seit diesem Jahr Impfstoff zur Verfügung steht. Das hat uns erst einmal große Zuversicht gegeben. Zurecht, denn wir sehen ja, dass der Impfstoff hochwirksam ist. Unter den Geimpften ist die Zahl der schweren Verläufe deutlich zurückgegangen. Jetzt müssen wir es allerdings noch schaffen, dass sich auch genügend Menschen impfen lassen, um die Pandemie zum Erliegen zu bringen.
In vielen Bereichen haben wir auch von den Erfahrungen aus dem letzten Jahr profitiert. Wir waren sozusagen schon pandemieerprobt. Und die Schulen waren zum Beispiel technisch deutlich besser ausgestattet als im Vorjahr. Mittlerweile haben fast alle städtischen Schulen einen Breitbandanschluss und verfügen auch über Laptops und Tablets.
Gute Nachrichten gab es hingegen in Bezug auf den Innovationspark KI, für den Heilbronn den Zuschlag gekriegt hatte. Was versprechen Sie sich dahingehend für die Stadt und die Region?
Harry Mergel: Für Heilbronn bedeutet der Innovationspark KI einen Quantensprung in der weiteren Entwicklung zur Wissensstadt und zum starken Zukunftsstandort. Ich bin überzeugt, dass hier ein neues Kraftzentrum mit enormer Schubkraft für Startups, kleine, mittelständische und auch große Unternehmen entsteht. Auch für die Digitalisierung in allen Lebensbereichen erhoffe ich vom KI-Park wichtige Impulse.
Auch das Thema Nachhaltigkeit kam in diesem Jahr häufiger auf. Was sind die Ziele für Heilbronn?
Harry Mergel: Heilbronn setzt sich zum Ziel, in den nächsten zwei Jahrzehnten klimaneutral zu werden. Dazu sind enorme Anstrengungen zum Ausbau erneuerbarer Energien, aber auch zur Vermeidung und Reduzierung von CO2 notwendig. Die Stadt Heilbronn sieht sich hier in einer Vorbildfunktion. Gleichzeitig müssen aber auch die Wirtschaft und die Bürgerschaft mitziehen, damit wir dieses ehrgeizige, aber nicht länger aufschiebbare Ziel erreichen. Parallel wappnet sich die Stadt gegen die unausweichlichen Folgen des Klimawandels. Das ist Teil unserer Doppelstrategie: Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel.
Was hat Sie 2021 besonders überrascht?
Harry Mergel: Überrascht hat mich die Wucht der vierten Coronawelle, obwohl man es besser hätte wissen können. Wahrscheinlich bin ich dafür einfach zu sehr Optimist.
Welche Entwicklungen stehen uns für 2022 bevor?
Harry Mergel: In Heilbronn können 2022 zahlreiche Projekte abgeschlossen werden, darunter etwa der Neubau der Gerhart-Hauptmann-Grundschule, die Sanierung der Dammschulen und die BUGA-Brücke. Darüber hinaus wird die Stadtentwicklung weiter vorangehen. Beispielsweise im neuen Stadtquartier Neckarbogen wird der zweite Bauabschnitt, in dem 28 weitere Wohn- und Geschäftshäuser entstehen, beginnen. Weiter will ich noch gar nicht vorgreifen, denn Anfang Februar steht erst einmal die Wahl des Oberbürgermeisters an.
Gibt es etwas, das Sie unseren Lesern aus der Region mitgeben wollen?
Natürlich alle guten Wünsche für das neue Jahr, insbesondere Gesundheit und Zuversicht. Und ich appelliere an alle, die Impfangebote bis zur Booster-Impfung wahrzunehmen – zum eigenen Schutz, aber auch aus Verantwortung für unsere Gesellschaft und unser Land als ganzes.