Odenwald und Rhein-Neckar-Kreis waren im turbulenten Jahr 2021 vor große Herausforderungen gestellt. Im Gespräch mit MORITZ-Redakteur Riccardo Terrasi blickt der Bürgermeister von Eberbach, Peter Reichert, auf ein bewegtes Jahr zurück und schaut auf 2022.
Herr Reichert, 2021 war das zweite Jahr, das die Pandemie fest im Griff hatte. Wie blicken Sie darauf zurück?
Irgendwie hatte ich bis heute noch gar nicht die Möglichkeit, auf das laufende Jahr zurück zu blicken, diese Zeit nehme ich mir gerne während der Feiertage am Jahresende und zum Jahresbeginn. Viele Aufgaben, Projekte und die Herausforderungen in Verbindung mit dem Virus fordern tagtäglich, ich denke das geht im Moment vielen Menschen so.
Spontan bin ich dankbar, dass meine Familie und ich gesund geblieben sind, dass vieles trotz der schwierigen Umstände gelungen ist in meinem privaten Umfeld und in meinem beruflichen Zuständigkeitsbereich. Ich beobachte mit Sorge, dass es Menschen gibt, denen es nicht gut geht, weil sie direkt von der Pandemie betroffen sind. Es gab Naturkatastrophen, Terror, Kriege, Hunger und Armut. Menschen müssen leiden, das schmerzt.
Wie ist Eberbach bislang durch die Pandemie gekommen?
Ich denke, diese Frage kann man nicht pauschal beantworten. Es gibt Menschen in und um unsere Stadt, die sehr gut durch diese Pandemie gekommen sind, aber es gibt auch Menschen, die es hart getroffen hat oder gerade trifft.
Es geht uns hier in Eberbach wie es den Menschen in vielen Städten und Gemeinden geht, wir kämpfen, wir hoffen, wir arbeiten, wir leben, hoffentlich sehr gerne in unserer Stadt. Ganz sicher wünschen wir uns, dass wir bald möglichst wieder annähernd in der vor der Pandemie gewohnten „Normalität“ leben können.
Was waren in diesem Jahr für Sie die größten Herausforderungen?
Wir haben in diesem Jahr nach intensiven Diskussionen richtungsweisende Entscheidungen für unsere Stadt getroffen, ich nenne hier beispielhaft die Beschlüsse zur Klimaneutralität und zum Bürgerentscheid Windkraft, wir konnten große Baumaßnahmen abschließen, weiterführen, beginnen und planen, wir haben beraten und unterstützt, wo möglich. Die Pandemie hat uns bei all dem kräftigst gefordert.
Gab es auch positive Aspekte, die Sie 2021 überrascht haben?
Natürlich gibt es auch viele positive Aspekte, die gibt es für mich übrigens tagtäglich. Ich freue mich leben zu dürfen, eine tolle Familie zu haben, einen Beruf, der mir Ehre und Freude zugleich ist und der mich sehr dankbar macht, ihn ausüben zu dürfen.
Das Wetter hat mich 2021 positiv überrascht. Nach drei sehr trockenen Jahren während der Vegetationszeit hatten wir in diesem Jahr genügend Niederschläge, die unserer Natur sehr gut getan haben. Leider gab es in einigen Regionen viel zu viel Niederschlag in kurzer Zeit, die zu den uns bekannten, schrecklichen Folgen geführt haben, bei allem Positiven zu den Niederschlägen war das mehr als negativ.
Was waren Themen abseits von Corona, die Sie 2021 beschäftigt haben?
Wie bereits beschrieben, waren es ganz viele Dinge beruflich, wie privat, die mich beschäftigt haben, es ist unmöglich, diese aufzuzählen.
Wo steht Eberbach Ende 2021 in Ihren Augen?
Eberbach steht, wie schon seit vielen Jahrhunderten am Neckar, in wunderbarer Lage, eingebettet in unsere wunderbare Odenwald-Kulisse, Eberbach ist lebens-erlebens und liebenswert.
Eberbach steht aber auch, wie eigentlich alle Kommunen, vor großen Herausforderungen, die bei uns mit großem Engagement vieler Menschen, angenommen und angegangen werden.
Wie sehen Sie die weitere Entwicklung der Stadt im kommenden Jahr?
Wir haben uns im Gemeinderat und mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern viele Gedanken gemacht über die Entwicklung unserer Stadt, haben richtungsweisende Entscheidungen getroffen und sind auf einem Weg, der mit großem Engagement und Einsatz gegangen werden muss. Es ist unglaublich spannend, diesen Weg zusammen zu gehen, es fordert heraus, es kostet Kraft und jeder und jede braucht Durchhaltevermögen.
Wenn es gelingt, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen, die Ziele nicht aus den Augen zu verlieren, Maßnahmen zu definieren und nach und nach umzusetzen, dann sehe ich die Stadt gut gerüstet, um weiterhin ein attraktiver Wohn- und Aufenthaltsort sowie Arbeitsplatz zu sein, zum Nutzen aller, die hier leben, arbeiten und die sich gerne hier aufhalten.
Was wünschen Sie sich persönlich für 2022?
Gesundheit, Zufriedenheit, Lebensfreude, Schaffenskraft, viele Mitstreiter im demokratischen Miteinander, Frieden in der Welt, keinen Hunger in der Welt. Ich wünsche mir mit den Worten von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher: „Sorge nicht um das was kommen wird, weine nicht um das was vergeht; aber sorge dich, dich selbst nicht zu verlieren und weine, wenn du dahintreibst im Strome der Zeit, ohne den Himmel in dir zu tragen.“
In diesem Sinne, alles erdenklich Gute für das Jahr 2022.