Um etwas Gutes für sein Wohlbefinden und die körperliche Fitness zu tun, sind nicht unbedingt schweißtreibende Übungen erforderlich – ein Spaziergang im Wald ist ein wahres Wundermittel, wie Forscher herausgefunden haben.
Um dem alltäglichen Stress zu entfliehen, muss man nicht unbedingt in die Ferne reisen. Es kann schon ausreichen, einfach den Duft des Waldes zu atmen, den Vögeln zu lauschen, die Stille zu genießen und das Laub unter den Füßen zu spüren. Dabei wirkt sich der Aufenthalt zwischen den Bäumen sehr positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden aus: Herz, Immunsystem und Psyche werden gleichermaßen gestärkt.
Wer die Möglichkeit hat, regelmäßig zwischen Fichten, Buchen, Eichen und Co zu spazieren, wird wissen, was für einen unmittelbar beruhigenden Effekt diese Aktivität hat. Der Kopf wird frei, der Puls verlangsamt sich, man fühlt sich sogleich belebter. Was aber den wenigsten bewusst ist: Ein Waldspaziergang hat einen ähnlich positiven Effekt auf den Körper wie schweißtreibender Sport, wie einige Studien belegen.
Viele Menschen neigen dazu, die Wirkung des gemütlichen Gehens zu unterschätzen, da gefühlt weniger Energie verbraucht wird als beim Joggen. Der Unterschied ist aber gar nicht so groß: Ein 80 Kilogramm schwerer Mensch verbraucht zum Beispiel auf einer Distanz von vier Kilometern beim Gehen in einer Stunde ungefähr 240 Kalorien: Joggt er diese Strecke in einer halben Stunde, verbrennt er etwa 320 Kalorien, also gar nicht so viel mehr.
Der Vorteil des Gehens besteht darin, dass die Schritte kleiner ausfallen, wir für dieselbe Strecke uns also öfter bewegen müssen, als beim Joggen. Im Prinzip ist es so, dass viele kleine Schritte in der Endsumme etwa ebenso viel Energie verbrauchen, wie wenige anstrengende.
Wer regelmäßig geht, kann das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall erheblich senken. Und wenn man sich dazu entschließt, gemütlich durch den Wald zu schlendern, hat dies gleich eine Reihe an positiven Auswirkungen, wie koreanische Forscher in Einer Studie zeigen konnten. Offenbar tut die besondere Luft des Waldes dem menschlichen Organismus sehr gut.
In ihrer Studie schickten die Mediziner 43 ältere Frauen auf einen Waldspaziergang. 19 andere Frauen wurden hingegen durch die Stadt geschickt. Vor und nach dem Gang kontrollierten die Ärzte Blutdruck, Lungenvolumen und Elastizität der Arterien bei den Probandinnen. Bei den Damen, die im Wald unterwegs waren, war der Blutdruck signifikant gesunken, ihre Lungenkapazität hatte zugenommen und die Elastizität der Arterien war gesteigert. Die Stadt-Gruppe wies hingegen keine Verbesserungen in den drei Bereichen auf.
Über die Gründe der wohltuenden Kraft des Waldes ist man sich bislang noch nicht im Klaren. Wahrscheinlich hängt es mit der guten Luft zusammen: eine derart staubfreie Umgebung findet man sonst nur im Gebirge oder am Meer. Die Staubteilchen-Konzentration beträgt in Wäldern nur etwa ein bis zehn Prozent verglichen mit der in Städten.
Wie britische Forscher herausfanden, stellt sich eine Entspannung bereits nach fünf Minuten im Wald ein. Ihrer Studie zufolge steigern Waldspaziergänge außerdem das Selbstwertgefühl, heben die Stimmung und bauen Stress ab. Diese Wirkung verstärkt sich sogar noch, wenn der Spaziergänger an einen See kommt oder an einem Bach entlangläuft.
Durch die wohltuende Wirkung auf die Psyche können regelmäßige Waldbesuche gegen Depressionen, Stressbelastungen und Burnout helfen. Dies hat unmittelbar mit der Anwesenheit von Bäumen zu tun, wie eine Studie des Umweltpsychologen Marc Berman von der Universität Chicago im Jahr 2015 gezeigt hat: Das Risiko für typische Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Schwäche, Bluthochdruck oder Diabetes steigt in Wohngegenden, in denen nur wenige Bäume stehen. Wer sich also eine kleine Auszeit gönnen und seiner Gesundheit etwas Gutes tun möchte, ist mit einem Spaziergang in der Natur gut beraten.