Ein Politkrimi um die Gründung des Südweststaates. Ränkespiele und Abstimmungsmanipulationen – erbittert bekämpfen sich bis 1952 Befürworter und Gegner der Vereinigung von Baden und Württemberg. Der Alltag der Menschen ist währenddessen von Hunger und Not bestimmt. Vor allem die Frauen sichern das Überleben. Die SWR Dokufiktion „Baden gegen Württemberg. Männer, Macht und Frauenfunk“ kontrastiert ihre Alltagskämpfe, die sich im Stuttgarter Frauenfunk abbilden, mit dem Machtpoker der Männer. Neben fiktiven Szenen zeigt der Film historisches Material sowie Gespräche mit einer Zeitzeugin und Expert:innen.
Politisches Ringen um die Gründung des Südweststaats
Reinhold Maier (Christian Pätzold), Ministerpräsident von Württemberg-Baden, und Gebhard Müller (Richard Sammel), Ministerpräsident von Württemberg-Hohenzollern, wollen einen vereinigten Südweststaat. Das Ziel: stärker sein, wirtschaftlich und politisch. Der badische Staatspräsident Leo Wohleb (Stefan Preiss) dagegen fürchtet um den Verlust von Badens Kultur und Identität. Er kämpft gegen die „schwäbischen Invasoren“, blockiert Verhandlungen und intrigiert hinter dem Rücken seiner Gegner. Zunächst hat er Erfolg damit. Nach und nach verliert er jedoch Verbündete und muss Niederlagen einstecken – bis sich am Ende durch eine Volksabstimmung das Blatt gegen ihn wendet. So zeichnet der Film nach, auf welch verschlungenen Wegen und mit welchen Tricks dieses heute so selbstverständlich erscheinende Bundesland entstand.
Kampf ums Überleben
Männer machen Politik – Frauen bestreiten den Alltag zwischen Hamsterfahrten, Wohnungsnot und Arbeitssuche. Viele trauern um ihre Angehörige. Zehntausende werden Opfer von Vergewaltigungen durch die Besatzer. Gleichzeitig erlebt das Land einen enormen Zustrom an Kriegsflüchtlingen. In dieser Zeit ist es der Stuttgarter Frauenfunk, der sich in Sendungen wie „Haus und Heim“ oder „Für die Frau“ mit elementaren Überlebensfragen befasst und Hilfestellungen bietet, aber auch – ganz im Sinne der US-amerikanischen Reeducation-Politik – mit den damals neuen und ungewöhnlichen Fragen zu Demokratie, Gesellschaft und Emanzipation. Er ist es auch, der neben den Tipps für den Alltag die Frauen im Land ermutigt, ihr Stimmrecht bei der entscheidenden Volksabstimmung zu nutzen. In der Dokufiktion des SWR verkörpert Irene Rindje Margot, die Leiterin des Frauenfunks, und Laura Schwickerath die junge Moderatorin Valentine.
Die Produktion
Mehr als ein Jahr lang hat Regisseur und Drehbuchautor Andreas Köller für die Produktion recherchiert. Das Produktions- und Kreativteam stammt nahezu ausschließlich aus Baden-Württemberg. Die Redaktion hat Ute Geiß (SWR).
Expert:innen im Gespräch, Zeitzeugin berichtet
Im dokumentarischen Teil kommt unter anderem die Freiburger Zeitzeugin Ilse Koch zu Wort. Die ehemalige Haushälterin der Familie Wohleb erzählt von ihren Erinnerungen an den streitbaren badischen Staatspräsidenten. Als Expertinnen und Experten befragt der Film den Historiker und Wohleb-Biografen Tobias Wöhrle, die Kulturwissenschaftlerin Annegret Braun (Expertin für den Frauenfunk), die Historiker:innnen Sylvia Schraut (Verein „Frauen und Geschichte“) und Miriam Gebhardt (Autorin von „Als die Soldaten kamen: Die Vergewaltigung deutscher Frauen am Ende des Zweiten Weltkriegs“) sowie Reinhold Weber (Landeszentrale für politische Bildung).
„Baden gegen Württemberg“ ist eine SWR Koproduktion mit Eikon Media (Christian Drewing), gefördert von DFFF Deutschen Film- und Fernsehfond und der MFG Baden-Württemberg.
Sendetermin: „Baden gegen Württemberg. Männer, Macht und Frauenfunk“ ist zu sehen an Karfreitag, 15. April 2022, 21 Uhr im SWR Fernsehen und von Mittwoch, 13. April bis Sonntag, 15. Mai in der ARD Mediathek