Die »Flamongos« kommen
»Erbarmen, zu spät, die Hessen kommen« heißt es am 31. Januar in Tübingen. Das bekannte und beliebte Comedy-Duo Mundstuhl ist mit seinem Programm »Flamongos« zu Gast im Sudhaus. Vorab hat MORITZ mit Lars über Rituale hinter der Bühne, Statussymbole der Jetztzeit und hessische Spezialitäten gesprochen.
Wie würdest Du den Humor von Dir und Ande, also Mundstuhl, in drei Sätzen beschreiben?
Politisch völlig inkorrekt. Zum Kaputtlachen. Kindisch mit Anflügen von Tiefsinnigkeit.
Seit über 20 Jahren seid Ihr als Duo unterwegs, das ist schon fast wie eine Ehe. Gibt es Streitigkeiten?
Es gibt Diskussionen, aber immer um die Sache. Wir verstehen uns sehr gut und sind wirklich gute Freunde, machen das unheimlich gerne, fahren auch gerne zusammen durch Deutschland, sitzen nach den Shows noch privat zusammen, feiern unsere Geburtstage und so weiter. Wenn wir uns streiten, geht es meistens ums Programm, einer findet eine Idee ganz toll, der andere nicht.
Euer Programm heißt »Flamongos«. Ist der »Flamongo« die Wortneuschöpfung aus »Flamingo und Mongo«?
»Flamongo« ist für uns eine völlig eigenständige Gattung – das sind wir – und wir reisen im Endeffekt durch die Republik, um Balz-Flamongos zu finden und uns zu vermehren.
Im Kostüm?
Wir, Ande und Lars, kommen als Flamongos auf die Bühne, denn das sind wir dem Publikum schon schuldig, wenn wir auf den Plakaten so aussehen.
Was war denn das schlimmste Kostüm, das Du als Kind anhattest?
1977 oder 78, ich war auf jeden Fall in der vierten Klasse, bin ich aus irgendeinem Grund als Terrorist gegangen – das kam extrem gut an (lacht). Das war natürlich dann so, wie ich mir damals einen Terroristen vorgestellt hatte: Ich habe mir ein Plastikmaschinengewehr umgehängt und eine Jeansjacke angezogen, die war offen, drunter hatte ich nichts, aber ein Stirnband auf dem Kopf. Danach war ich dann furchtbar erkältet. Aber ich hab‘s durchgezogen, obwohl es alle scheiße fanden. Ich war schon früher seltsam.
Gibt es vor Euren Auftritten Rituale?
Gibt es schon. Das ist jetzt auch schon zwanzig Jahre alt, irgendwo haben wir das mal gesehen und als Verarsche nachgemacht: gegenseitig drei Mal über die Schultern spucken. Man spuckt aber nicht wirklich, man tut nur so.
Welche Charaktere bringt Ihr außer Peggy und Sandy und Dragan und Alder mit nach Tübingen?
Dragan und Alder sind dabei, ich nenne das immer gerne »Dragan und Alder reloaded«. Sie sind quasi ganz neu. Die beiden waren, seien wir mal ehrlich, im Endeffekt noch Kinder der 90er, deshalb haben wir sie jetzt auf den aktuellen »Kanack-Comedy-Stand« gebracht. Nicht nur die Klamotten sind anders, auch die Themen haben wir aktualisiert: Social-Media ist jetzt »in«, und natürlich Gucci. Vor zehn, fünfzehn Jahren war der 3er-BMW das Statussymbol, und jetzt ist es halt Gucci.
Und der 3er-BMW?
Der 3er-BMW hat in diesem Kulturkreis ein wenig an Bedeutung verloren, es ist jetzt Mercedes-AMG, der den getunten 3er-BMW abgelöst hat. Der weiße AMG C63 ist halt die krasseste Zuhälterkarre, die es gibt, das ist Dragan und Alder hoch 10.
Ihr beide stammt aus Hessen, jetzt kommt ihr nach Tübingen. Hast du die wichtigen Wörter parat, mit denen sich der Schwabe mit dem Hessen verständigen kann?
Der Handkäs natürlich, den gibt es ja im Ländle auch. Außerdem wichtig ist das Rippchen mit Kraut, das hessische Gericht. Und was man noch kennen sollte ist »Hibbdebach«, das ist Frankfurt, und »Dribbdebach«, das ist Sachsenhausen und Offenbach.
Aber das hessischste Wort von allen ist die Begrüßung »Gude«. Die ist ganz wichtig, so sollte man anfangen, und dann am Ende »Feddisch«. So heißt der Orgasmus auf Hessisch. Dann hat man den ganzen Abend zusammen.
Gibt es nach dem Auftritt noch eine Autogrammstunde mit Euch beiden?
Machen wir immer. Wir sind ja der Wolfgang Petry der Comedy und volksnah, während die Kollegen anfangen, sich hinter Bodyguards und Security zu verstecken, genießen wir es, nach der Show noch mit den Leuten zu reden, wenn sie gut drauf sind.
Mundstuhl: »Flamongos«
Fr. 31. Januar, 20 Uhr, Sudhaus Tübingen, www.sudhaus-tuebingen.de