Bäckerhandwerk heft 19-01
Händeringend wird für das Bäckerhandwerk Nachwuchs gesucht. und das schon seit Jahren. Lockangebote der Ausbildungsbetriebe reichen von Handyverträgen, Zuschüssen zum Führerschein, Dienstwagen oder Begrüßungsgeld bis zur Reise nach New York. Manche verdoppeln gar das Azubi-Gehalt. Trotzdem springt der Funke bei noch zu wenigen über.
Möglichst gut verdienen bei geringstmöglichem Einsatz - das ist für viele junge Leute die Devise. Andere ziehen ein Studium einer Ausbildung vor. Viele Schulabgänger erfüllen die anspruchsvollen Anforderungsprofile der Ausbilder nicht. Das betrifft alle Gewerke. Das deutsche Handwerk wirbt seit Langem mit aufwendigen Imagekampagnen um Nachwuchs. Es klingt paradox, doch trotz der immensen Nachwuchsprobleme und stetig sinkender Zahl der eingetragenen Betriebe ist das Bäckerhandwerk auf Erfolgskurs. Verbandspräsident Michael Wippler sagt: »Trotz schwieriger Rahmenbedingungen und aktuellen Herausforderungen wie wachsender Bürokratie beweist das Bäckerhandwerk, dass wir ein starker Arbeitgeber mit Zukunft sind.« Um das Bewusstsein beim Verbraucher für handwerklich hergestellte Backwaren zu stärken, setzt der Zentralverband weitreichende Kommunikationsmaßnahmen um und strebt gleichzeitig eine Verbesserung der Bedingungen seitens der Politik an.
Mit seiner erfolgreichen bundesweiten Nachwuchskampagne »Back dir deine Zukunft« ist der Verband nun den nächsten Schritt gegangen: Erstmals wurden Auszubildende im Rahmen der »IBA 2018« zu einem Karrierewochenende eingeladen. Die »IBA« ist die führende Weltmesse für Bäckerei, Konditorei und Snacks und findet alle drei Jahre in München statt (das nächste Mal vom 23. bis 28. Oktober 2021). Mit den »Backstage – Young Talent Days« bot der Verband Auszubildenden die Chance, das Bäckerhandwerk ganz neu zu erleben. Außerdem wurde die Nachwuchskampagne neu aufgestellt und wendet sich nun in deutscher und englischer Sprache ausdrücklich an Jugendliche in Deutschland und aus der EU sowie Flüchtlinge und Quereinsteiger. Und es gibt noch mehr Projekte. Mit »Bäckmann«, dem kleinsten Bäcker der Welt, und seinem freund Mehli wollen die Innungsbäcker Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren spielerisch an das Thema ausgewogene Ernährung heranführen. Ein Backbus besucht Kindergärten, Grundschulen und Bäckereien und hat alles im Gepäck, was man für ein ausgewogenes Frühstück braucht. Ob Rezepte für ein nahrhaftes Frühstück, die Geschichte »Vom Korn zum Brot« oder Einblicke in den Beruf des Bäckers – bei dieser Runduminformation können auch Erwachsene noch etwas lernen. Und schließlich ist die Arbeit in einem Traditionsberuf wie dem des Bäckers auch ein Stück weit Verpflichtung, ein Spagat zwischen Tradition und Moderne - und dabei stets mit dem Duft von frischemBbrot in der Nase verbunden: Arbeiten an modernen Maschinen, Rezepte für Brot, Brötchen und Snacks entwickeln, Speiseeis und Süßwaren herstellen, Warenbestände prüfen, Lebensmittel kontrollieren und richtig lagern, Hygienebestimmungen und Sicherheitsvorgaben beachten und umsetzen, verantwortungsvoll mit Umwelt und Energie umgehen und Teamwork gehören zum Berufsbild.
Neue Tarife für Auszubildende im Bäckerhandwerk
1. Ausbildungsjahr = 615 Euro
2. Ausbildungsjahr = 700 Euro
3. Ausbildungsjahr = 820 Euro
Finanziell werden Auszubildende im Bäckerhandwerk besser gestellt. Auch bei den Fahrtkosten soll es eine Verbesserung geben. Bietet ein Verkehrsverbund oder -betrieb im Einzugsbereich der Ausbildungsstätte ein Azubi-Ticket an, so ist der Ausbildungsbetrieb künftig verpflichtet, sich mit bis zu 30 Euro monatlich an den Kosten zu beteiligen, sofern das Ticket nicht von öffentlicher Seite finanziert wird.*