Nach herbstlichen Konditionen in den Tagen vor dem Wettkampf klarte rechtzeitig zum ersten Wettkampftag am Samstag, 5. September, der Himmel über Heilbronn auf, so dass das Event bei bestem Sommerwetter stattfinden konnte. Dies wirkte sich auch positiv auf die Zuschauerzahlen aus. Viele Heilbronner Hochsprungfans waren kurzfristig in die Heilbronner Innenstadt gekommen, um das Spektakel live vor Ort mitzuerleben. Rund 1000 Zuschauer, darunter Olympiasieger Gianmarco Tamberi und Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel, pushten die Athletinnen mit rhythmischem Klatschen zu neuen Höhen.
Weltmeisterin Eleanor Patterson ist die erste Siegerin des Heilbronner Hochsprungmeetings. Die 27-jährige Australierin wurde auf dem Marktplatz in der Innenstadt ihrer Favoritenrolle gerecht und setzte sich mit einer übersprungenen Höhe von 1,95m gegen ihre neun Konkurrentinnen durch. Zweite wurde Lia Apostolovski aus Slowenien, die dieselbe Höhe wie die Siegerin übersprang, dafür jedoch drei Sprünge mehr benötigte als die Siegerin.
„Das war eine so fantastische Atmosphäre mit all den Zuschauern quasi direkt neben der Anlaufbahn. Es hat unheimlich Spaß gemacht, in Heilbronn zu springen“, schwärmte Eleanor Patterson. „Mit meiner Höhe bin ich zwar nicht ganz zufrieden, aber ich hatte einige sehr gute Sprünge, auf die ich bei der Weltmeisterschaft und meiner Mission Titelverteidigung aufbauen kann.“
Grund zum Strahlen hatte auch Marie-Laurence Jungfleisch. Die Deutsche Meisterin steigerte ihre Saisonbestleistung von 1,84m auf 1,86m und scheiterte nur knapp an 1,89m. „Es war schon oft so, dass meine letzten Wettkämpfe der Saison meine besten waren. Das hat sich heute wieder bestätigt. Die Stimmung war sensationell. Das war tatsächlich das erste Mal, dass ich mitten in einer Stadt gesprungen bin. Ein absolutes Highlight“, sagte die 32-jährige Stuttgarterin.
Auch die Veranstalter waren mit ihrer Premiere auf dem Heilbronner Marktplatz mehr als zufrieden. „Uns ist heute eine riesige Last von den Schultern gefallen, denn wir hatten keine Ahnung, wie das Ganze vom Publikum angenommen wird. Das war der perfekte Beginn eines neuen sportlichen Highlights in der Stadt Heilbronn. Wir sind total geflasht von der Atmosphäre“, sprudelte es aus Oliver Blumenstock, dem Vorsitzenden des Trägervereins Internationales Hochsprungmeeting Heilbronn e.V., heraus.
Für Schmunzeln sorgten die Glocken der Heilbronner Kilianskirche am Marktplatz, die pünktlich um 15 Uhr den Sonntag einläuteten und gefühlt nicht mehr aufhören wollten. Sie hatten just in dem Moment zu läuten begonnen, als die spätere Siegerin Eleanor Patterson am Anlauf zu ihrem Einstieg in den Wettkampf bei 1,83m gestanden hatte. „Ach, das war halb so wild. Ich fand das toll, die Glocken hatten einen schönen Klang und haben mich nicht gestört“, grinste die Weltmeisterin, die unter dem Glockenläuten die 1,83m weit übersprang.
Beim Wettkampf der Männer am Sonntag hatten sowohl die Athleten als auch das Publikum mit schlechterem Wetter zu kämpfen: Bei 16 Grad Celsius, Regen und Wind harrten die über 900 Zuschauer nicht nur aus, sondern verbreiteten eine solch gute Stimmung, dass sie die Springer trotz der widrigen Bedingungen zu Höchstleistungen peitschten.
Hamish Kerr ist der Sieger des ersten Heilbronner Hochsprungmeetings der Männer. Der neuseeländische Serienmeister lieferte sich bei am Ende strömendem Regen auf dem Heilbronner Marktplatz einen Zweikampf gegen Hallenweltmeister Sanghyeok Woo aus Südkorea, der wie Kerr 2,28m übersprang, dafür aber mehr Versuche benötigte als der Neuseeländer. Dritter wurde Tobias Potye aus München mit übersprungenen 2,25m.
Als es am Sonntagnachmittag auf 14 Uhr zuging, hatten Wind und Regen noch eine kurze Pause eingelegt, doch just als Olympiasieger Gianmarco Tamberi beim Anlauf für die Anfangshöhe 2,10m gestanden hatte, wurden die Konditionen wieder schlechter. Er übernahm daraufhin das Arena-Mikrofon und erklärte dem Publikum, dass er aufgrund der in zwei Wochen stattfindenden Weltmeisterschaft keine Verletzung riskieren möchte. „Ich hatte mich letztes Jahr in Zürich ebenfalls kurz vor der WM im Regen schwer verletzt und bin lange ausgefallen. Das hier wäre eigentlich genau mein Wettkampf gewesen und ich bin in der Form meines Lebens. Aber mir ist das Risiko direkt vor dem Saisonhöhepunkt einfach zu groß“, erklärte der Olympiasieger und erntete dafür vor allem von den Organisatoren viel Verständnis.
Sichtlich Spaß hatten dagegen die am Ende klatschnassen top platzierten Hamish Kerr und Sanghyeok Woo. Während Tobias Potye an den 2,28m gescheitert war, nahmen die beiden gut gelaunt noch die 2,30m in Angriff und animierten die trotz Kälte und Nässe feiernden Zuschauer zur lautstarken Unterstützung. Als Kerr nach dem zweiten Versuch seinen Wettkampf für beendet erklärte, versuchte der Koreaner seine Chance auf den Sieg zu nutzen. Nachdem die Latte aber auch bei seinem dritten Versuch auf die nasse Matte klatschte, stand Hamish Kerr, der sein triefendes Trikot auszog und auswrang, als Gewinner des ersten Heilbronner Hochsprungmeetings fest. „Beim Warmup hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass ich heute eine solche Höhe springen kann. Ich war gut drauf, und als es dann richtig eklig wurde, habe ich einfach nicht aufgehört die Veranstaltung und die Fans zu feiern, denn sonst hätte ich realisiert, wie kalt mir eigentlich war. Bei meinem zweiten Versuch über die 2,30 habe ich am Anlauf dann die Latte vor lauter Regen fast nicht mehr gesehen. Da war mir klar, dass ich auf den dritten Versuch verzichten muss“, erklärte der zweifache Ozeanien-Meister.
Positives nahm auch der Deutsche Meister Tobias Potye aus dem Wettkampf mit: „Ich bin froh, dass ich die 2,25m übersprungen habe. Ich hatte davor schon einige Versuche, bei denen ich das abrufen konnte, was ich vor ein paar Wochen gezeigt habe. Dieses Gefühl nehme ich mit zur WM nach Budapest. Wenn wir nächstes Jahr wieder in Heilbronn springen, scheint die Sonne – und dann geht die Post ab!“
Begeistert zeigte sich Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel von dem, was auf der „Terrasse“ direkt vor seinem Amtszimmer im Rathaus vor sich ging. „Wir waren heute das Wacken des Hochsprungs. Zwar hatten wir keinen Schlamm, aber großartige Sportler, ein begeistertes Publikum und ganz viel Regen“, scherzte das Stadtoberhaupt. „Ich habe ganz großen Respekt vor dem Orgateam, der TSG Heilbronn und den vielen Helfern. Man hat das ganze Wochenende einen unglaublich positiven Spirit gespürt und wir haben gesehen, welches Potenzial wir in der Stadt haben.“
Oliver Blumenstock vom Trägerverein Internationales Hochsprungmeeting Heilbronn rang bei der abschließenden Pressekonferenz um Worte und sagte: „Am Samstag hatten wir Sommer, heute war dagegen November. Was die Jungs bei diesen Bedingungen abgezogen haben, war unglaublich. Das macht uns wahnsinnig stolz. Wir sind froh, dass sich keiner der Springer verletzt hat. Nach dem Springen der Frauen hatte ich noch gesagt, ich glaube, dass Heilbronn ein neues Highlight hat, Heute weiß ich: Heilbronn hat ein neues sportliches Highlight! Wir brauchen jetzt erstmal ein paar Tage, um zu realisieren, was hier an den beiden Tagen eigentlich abgegangen ist.“